Bocholt, 27. Februar 2013
„Ich schreibe gegen das Vergessen“
Ruth Hallo liest aus „Die Trostfrauen“
Bocholt (PID).
Sie wurde 1957 in Tel Aviv, Israel, geboren, folgte ihrem Mann mit 23 Jahren nach Deutschland und studierte hier mit 37 Jahren Sinologie – Dr. Ruth Hallo las am Dienstag, 26. Februar 2013 in der Stadtbibliothek Bocholt aus ihrem Buch „Die Trostfrauen“. Eingeladen hatten zu dieser Autorenlesung die Deutsch-Chinesische Gesellschaft Bocholt e.V. in Kooperation mit dem Frauen-Netzwerk Bocholt, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bocholt, der Stadtbibliothek und der Buchhandlung Seitenblick.
„Ich schreibe gegen das Vergessen.“, sagte die Autorin zu Beginn ihrer Lesung. Dr. Hallo lernte im Rahmen ihres Aufenthaltes in Nanjing, der früheren Hauptstadt Chinas und heutigen Hauptstadt der Provinz Jiangsu, mit der das Land Nordrhein-Westfalen eine offizielle Partnerschaft pflegt, chinesische „Trostfrauen“ kennen. Während des Massakers von Nanjing, dem 300.000 Menschen zum Opfer fielen, durch die Japaner im asiatisch-pazifischen –Krieg von 1937-1945, wurden auch 20.000 Frauen und Mädchen vergewaltigt.
Diese Gräueltaten schadeten, so Dr. Hallo, dem Ansehen der japanischen Regierung, die daraufhin „Trostfrauenstationen“ in ihren Kasernen auch auf chinesischem Boden einrichteten. Hier wurden Hundertausende von Frauen und Mädchen zu Zwangsprostituierten gemacht, die am Tag rund 50 Soldaten „dienen“ mussten. Durch falsche Versprechungen und Entführungen von Frauen und Mädchen aus China, Taiwan, Korea, den Philippinen und weiteren asiatischen Ländern wurden sie von japanischen Soldaten in diese Stationen verschleppt. Von insgesamt geschätzten 380.000 Frauen und Mädchen, die den „Trostfrauensystem“ zum Opfer fielen, waren 200.000 Chinesinnen. Nur wenigen gelang die Flucht, andere wurden am Kriegsende von chinesischen Soldaten befreit. Zurück in ihrer Heimat gelang es den chinesischen Frauen und Mädchen nicht, sich in ihrer Familie wieder zu integrieren. Nach der Lehre Konfuzius, so Dr. Hallo, steht in China die Keuschheit über das eigene Leben. In anderen asiatischen Ländern haben sich verschiedene Frauenorganisationen dem Schicksal der „Trostfrauen“ angenommen.
Am Beispiel ihrer Romanfigur Meian, die mit 13 Jahren mit der Aussicht auf eine bezahlte Arbeit ihrer Familie aus der Armut helfen möchte, erzählt die Autorin das Leben einer chinesischen „Trostfrau“. Dieses basiert zum großen Teil auf Zeugenaussagen, die Dr. Hallo, die sie im Rahmen ihrer Aufenthalte in China erzählt bekam. Am Ende ihres Lebens fasst Meian den Mut, die japanische Regierung zu verklagen. Gemeinsam mit weiteren Schicksalsgenossinnen kämpft sie vor Gericht um eine Entschädigung. Werden die „Trostfrauen“ endlich Gerechtigkeit erfahren?
Im Anschluss an die Lesung stellte die Autorin sich den Fragen aus dem Publikum. Viele Anwesende hatten vor diesem Abend nichts über das grausame Ausmaß das „Trostfrauensystems“ gewusst. Andere zeigten sich bewegt über das Schicksal der Frauen und Mädchen im damaligen China. Zum Abschluss dankte der Präsident der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Bocholt e.V., Udo Tekampe, der Autorin für ihren bewegenden Einblick in das Schicksal der „Trostfrauen“. Das Buch von Dr. Ruth Hallo „Die Trostfrauen“ ist in der Buchhandlung Seitenblick erhältlich.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de
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Lesung mit Ruth Hallo
Am 26.2.2013 las Ruth Hallo in der Stadtbibliothek aus ihrem Buch "Trostfrauen" - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt