Bocholt, 07. März 2013
Gleichstellung: „Frauenbrücke Deutschland-Niederlande“ entsteht
130 Frauen kommen zur Auftaktveranstaltung des Weltfrauentags nach Bocholt / Grenzübergreifende Arbeit beginnt / Eigene facebook-Seite
Bocholt (PID).
Deutsche und niederländische Frauen aus der hiesigen Grenzregion wollen künftig enger zusammenarbeiten. Unter dem Titel „Frauenbrücke Deutschland-Niederlande“ soll ein grenzüberschreitendes Frauennetzwerk entstehen. Das beschlossen rund 130 Frauen dies- und jenseits der Grenze, die der Einladung zur Auftaktveranstaltung am vergangenen Montag in die SkyLounge des TextilWerks Bocholt gefolgt waren.
„Wir Frauen brauchen eigene Netzwerke, um eine Möglichkeit zu haben, unsere persönliche Solidarität mit anderen Frauen zu leben“, so Bocholts Gleichstellungsbeauftragte Astrid Schupp, die gemeinsam mit Gisela des Weger vom Frauen-Netzwerk Bocholt moderierte. Am Beispiel der Situation der Schwangerschaftskonfliktberatung „donum vitae“ zeigte de Weger auf, auf was Frauennetzwerke bewirken können. Vor drei Jahren war der Verein von radikalen finanziellen Kürzungen bedroht. Die Kürzungen wurden aber aufgrund des öffentlichen Engagements der Frauen wieder zurück genommen.
Schupp und de Weger wohnen in den Niederlanden und arbeiten in Deutschalnd. Diese persönliche Situation als „Grenzgängerinnen“ macht sie sensibel für die Sorgen und Nöte der Frauen auf beiden Seiten der Grenze. „Wir wissen, dass viele der Frauen aus den Niederlanden auch direkt oder indirekt von ähnlichen Kürzungen bedroht oder betroffen sind.“ Deshalb ist Schupp der Aufruf zur Gründung eines grenzüberschreitenden Netzwerks wichtig: „Lasst und Gemeinsamkeiten und Themen finden, damit wir uns besser kennen lernen und uns als Nachbarinnen direkt unterstützen und helfen können. Wir haben von unseren niederländischen Nachbarinnen und Nachbarn mit ihren tollen Konzepten zum Beispiel in der sozialen Arbeit sehr profitiert. Es wäre meiner Meinung nach ein Verlust für ganz Europa, wenn diese tollen Konzepte allein aus finanziellen Gründen nicht mehr gelebt werden können“, appellierte die städtische Gleichstellungsbeauftragte.
Eröffnet wurde der Abend von der 1. stellvertretenden Bürgermeisterin Christel Feldhaar. Sie freute sich, dass es erstmalig gelungen sei, so viele Frauen diesseits und jenseits der Grenze zusammen zu bringen. Wie in der EUREGIO üblich, sprach sie deutsch und die Niederländerinnen in ihrer Muttersprache. Im Anschluss betonte Astrid Meyer vom Europe Direct Informationszentrum (EDI) Bocholt die besondere Bedeutung von Netzwerken über die Grenze hinaus. Die Bildung und Stärkung von Kontakten habe sich das EDI für die Zeit von 2013–2017 auf die Fahne geschrieben.
"Ich bin hoch erfreut über das große Interesse der Frauen", freute sich Barbara Hackenschmidt. Die brandenburgische SPD-Landtagsabgeordnete und 2. Vorsitzende der „Frauenbrücke Ost-West“ war Hauptrednerin des Abends. „Am meisten beeindruckt mich, dass fast 60 Frauen aus den Grenzregionen Achterhoek und Twente der Niederlande sich an einem Montagabend auf den Weg gemacht haben, um Frauen aus Bocholt kennen zu lernen.“
In ihrem Impulsvortrag zur Gründung einer „Frauenbrücke Deutschland–Niederlande“ unter dem Motto „Gemeinsam auf einem europäischen Weg in die Zukunft – Frauen sind ein sehr wichtiger Bestandteil bei der Sicherung der Demokratie in Europa“ zeigte sie auf, wie die Idee einer „Frauenbrücke Ost–West“ im Jahr 1991 entstand. Damals herrschte Unzufriedenheit darüber, wie sich die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten entwickelte. Bis heute gibt die „Frauenbrücke Ost–West“ ost- und westdeutschen Frauen einen lebendigen Einblick in das Leben anderer Frauen. Sie hilft, Mißverständnisse abzubauen und Verständnis füreinander zu wecken. „Wir möchten nicht übereinander, sondern miteinander reden“, erklärte Hackenschmidt. „Wir müssen in Europa über alle Grenzen hinaus den Blick dafür schärfen, was Frauen in den Nachbarländern passiert, denn wir Frauen tragen überall auf der Welt vergleichbare Lasten. Nur so können wir Kräfte bündeln und uns gegenseitig unterstützen.“
Auch für die Arbeit der „Frauenbrücke Deutschland – Niederlande“ steht das gemeinsame Kennen lernen, das Miteinander und die Begegnung im Vordergrund. Im Anschluss an den Vortrag Hackenschmidts erfolgte der Aufruf zu einer öffentlichen Interessenbekundung der anwesenden Frauen. Zahlreiche Vertreterinnen aus beiden Ländern meldeten sich zu Wort, um für ihre Organisationen, ihr Unternehmen oder ihr ganz persönliches ehrenamtliches Engagement Frauen aus dem jeweils anderen Land zum Austausch zu suchen. Das Themenspektrum war breit gefächert: Unternehmerinnen, Wirtschaftsförderinnen, Existenzgründerinnen, Künstlerinnen und Kulturschaffende, Schulleiterinnen, Landfrauen, Vertreterinnen des Frauenhauses, kfd Frauen und Politikerinnen aus beiden Ländern u.v.m. bekundeten Interessse und trugen sich in Listen ein auf der Suche nach Gleichgesinnten.
„Nun gilt es, am Ball zu bleiben“, betonte Annette Wessels als Vorsitzende des Auschusses für Fragen der Gleichstellung von Frau und Mann in Bocholt. „Wir Politikerinnen unterstützen das Engagement unserer Gleichstellungsbeauftragten und wirken an der Ausgestaltung der Idee mit.“
Der Anfang ist schon gemacht: Ein eigens für die Frauenbrücke eingerichteter facebook-Auftritt unter www.facebook.com/frauenbruecke bietet eine Plattform zum gemeinsamen Austausch. Ein weiteres Ziel ist damit für die Gleichstellungsbeauftragte Astrid Schupp schon gefunden: „Ich möchte Frauen im Umgang mit sozialen Netzwerken im Internet schulen, damit sie auch hier künftig besser mithalten können.“
Zum Abschluss der Veranstaltung erhielten alle Teilnehmerinnen die Gelegenheit zum Smalltalk. Adressen und Visitenkarten wurden ausgetauscht sowie Termine vereinbart. Die ersten Einladungen in die Niederlande wurden bereits ausgesprochen.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de
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Frauenbrücke Deutschland-Niederlande
Netzwerkveranstaltung "Frauenbrücke Deutschland-Niederlande"
Die Moderatorinnen Astrid Schupp (2.v.r.) und Gisela de Weger (Mitte) mit der Hauptrednerin des Abends, Barbara Hackenschmidt (2.v.r.). Die Politikerin ist 2. Vorsitzende der "Frauenbrücke Ost-West", die Vorbild ist für das hiesige grenzüberschreitende Frauen-Netzwerk "Frauenbrücke Deutschland-Niederlande". (Foto: Stadt Bocholt/Wansing)
Rund 130 Frauen aus Deutschland und den Niederlanden kamen nach Bocholt, um ein grenzüberschreitendes Frauennetzwerk zu gründen. (Foto: Stadt Bocholt/Wansing)