Presseinformation

Nr. 104 Steinfurt, 22. März 2013


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Erzieher, Altenpfleger & Co.: Berufe mit Perspektive?
Bildungskonferenz diskutiert Fachkräftesicherung in sozialen Berufen

Kreis Steinfurt/Rheine. „Wir werden das Fachkräfteproblem an diesem Nachmittag nicht lösen,“ erklärte Dr. Peter Lüttmann, Sozialdezernent des Kreises Steinfurt, im Vorfeld der sechsten Bildungskonferenz des Regionalen Bildungsnetzwerks Kreis Steinfurt. Aber Zusammenhänge aufzeigen, konkrete Ansätze diskutieren, erste Ideen für Handlungsmöglichkeiten auf regionaler Ebene entwickeln: Das alles bot die Veranstaltung, die im Salzsiedehaus am Kloster Bentlage in Rheine stattfand, durchaus. Zahlreiche Mitglieder der Bildungsinstitutionen im Kreis Steinfurt erlebten umfassende Informationen und lebhafte Diskussionen.

„Arbeitgeber können zielgerichtet Einfluss nehmen auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter und Bewerber, wenn sie deren Motivation verstehen, im sozialen Bereich zu arbeiten.“ Stolz sein können und etwas Sinnvolles zu leisten, das sind die Motive junger Menschen, einen sozialen Studiengang zu wählen. Als Person nicht austauschbar zu sein und in teamorientierten Strukturen arbeiten, sind Faktoren, die die Berufswahl beeinflussen. Dies schilderte Professor Dr. Uwe Kanning, Arbeitspsychologe an der Hochschule Osnabrück, eindrucksvoll.

Neben der persönlichen Motivation gewinnt jeder Mensch durch seine Berufswahl eine soziale Rolle und erhält so einen Stellenwert innerhalb der Gesellschaft. Die Zusammenhänge von sozialer Arbeit im Sozialstaat beleuchtete Jessika Barg vom Institut der Soziologie an der Universität Münster: „Soziale Berufe brauchen engagierte Frauen und Männer, da sich der Fachkräftemangel in einigen Bereichen bereits heute abzeichnet.“ Den Ruf nach mehr Männern in sozialen Berufen befürwortet Martina Kriener, Sozialpädagogin an der Fachhochschule Münster, weil ja auch die Adressaten sozialer Arbeit weiblich und männlich sind. Kinder und Jugendliche benötigen Frauen und Männer als Vorbilder und Identifikationsfiguren. In der Alten- und Krankenpflege wünschen sich die Betreuten häufig Ansprechpartner beiderlei Geschlechts. Durch gesellschaftliche, eher weibliche Zuschreibungen zu den sozialen Berufen wird der Zugang für Jungen oft erschwert.

„Ich habe erst durch den Zivildienst den sozialen Bereich kennengelernt. Und dann hat ein Kumpel von seiner Ausbildung zum Erzieher erzählt.“ So schilderte Stefan Wockenfuß, seit zehn Jahren Erzieher in der AWO Kindervilla in Lengerich, den Beginn seines Weges zum Erzieher. Für ihn zählen die Vielseitigkeit und die Möglichkeit, eigene Vorlieben und Stärken in die Arbeit einbringen zu können, zu den attraktivsten Seiten des Berufes.

Soziale Arbeitsfelder kennen zu lernen gehört auch für Dieter Fühner vom Caritasverband Rheine zu den zentralen Zugangsmöglichkeiten in soziale Berufe. Das kann durch ein Angebot von Praktikumsstellen in Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort geschehen. Aber Fühner sieht auch die Verpflichtung der Arbeitgeber, sich für verbesserte Verdienstmöglichkeiten und gute Arbeitsbedingungen wie Gesundheitsvorsorge und flexible Arbeitszeitmodelle einzusetzen.

Sozialdezernent Dr. Lüttmann ist sich sicher, dass der Fachkräftemangel im Bereich der Pflege heute schon besteht und sich bis 2030 auch im Kreis Steinfurt weiter verstärken wird. Hier bedarf es gemeinsamer Anstrengungen, damit die drohende Versorgungslücke möglichst kleingehalten wird. Auch mit plakativen Forderungen, Arbeitslose zu Erziehern zu machen, kann, so Lüttmann, der Fachkräftebedarf nicht gedeckt werden, wenn der Gesetzgeber nicht ausreichende rechtliche Grundlagen dafür schafft. Der Kreis verfüge zwar beim Thema Fachkräftesicherung über begrenzte Zuständigkeiten, das Regionale Bildungsnetzwerk ist seiner Meinung nach aber als Kommunikationsplattform geeignet, regionale Akzente zu setzen. Dementsprechend nehmen die Mitglieder des Arbeitskreises Soziale Berufe des RBN die neuen Anregungen auch mit in ihre Arbeit und werden weiter an dem Thema dranbleiben.

Weitere Infos zur Arbeit des Regionalen Bildungsnetzwerks Kreis Steinfurt und seiner Arbeitskreise finden Interessierte im Internet unter www.letz-netz.de.



Bildungskonferenz 1



Bildungskonferenz 2