Presseinformation

Nr. 321 Steinfurt, 22. August 2013


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Wenn das Kind mit einem „Rucksack“ auf dem Rücken ins neue Zuhause einzieht
Sommerserie des Kreises Steinfurt / Adoptionen und Pflegekinder

Kreis Steinfurt. Sozialpädagogische Dienste – was sich hinter diesem sperrigen Wort verbirgt und um was sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes des Kreises Steinfurt sonst noch kümmern, ist Thema einer kleinen Serie. Heute geht es um Adoptionen und die Vermittlung von Pflegekindern.

Ein gemeinsames Kind zu bekommen, ist der Wunsch vieler Paare. Aber bei etwa jedem siebten Paar, das ein Kind haben möchte, erfüllt er sich nicht. Gleichzeitig gibt es Menschen, die ein Kind bekommen, es aber nicht behalten können oder möchten. „Nicht selten sind es junge, alleinstehende Frauen, die darüber nachdenken, ihr Baby zur Adoption frei zu geben“, berichtet Diplom-Sozialarbeiter Hermann Lücke. Er und seine Kollegin Marie-Theres Hölscher sind die Ansprechpartner in der Adoptionsvermittlungsstelle vom Kreis Steinfurt.

„Die Mütter treffen mit der Freigabe zur Adoption in der Regel eine Entscheidung gegen sich und für das Kind“, sagt Lücke. Gegen sich, weil die Mutter ihr Kind liebt, sich aber nicht in der Lage fühlt, für das Kleine zu sorgen, es sich nicht zutraut. Für das Kind, weil sie ihm gute Startvoraussetzungen ins Leben wünscht. Trotzdem dürfe man nicht vergessen, dass Kinder, die zur Adoption freigegeben werden, ins Leben mit einem „Rucksack“ auf dem Rücken starten, mit dem belastenden Gefühl, „weggegeben worden zu sein“.

Das trifft auch auf die Kinder zu, die in Pflegefamilien vermittelt werden. Sie haben häufig in ihren ersten Lebensjahren oft schon belastende Situationen mit ihren leiblichen Eltern erlebt. Während die adoptierten Kinder rechtlich gesehen mit allen Konsequenzen zur Adoptivfamilie gehören, bleiben Pflegekinder immer der Herkunftsfamilie zugehörig. Pflegeeltern sollten diese Tatsache akzeptieren können.

Lücke ist vor allem für die Adoptionen zuständig. Er spricht mit den Menschen, die gerne Eltern werden wollen, hinterfragt ihre Motive und lernt sie kennen. „Man muss die Menschen ins Gefühl kriegen, um entscheiden zu können, welches Kind zu welchem Paar passt“, so der 58-Jährige. Adoptiv- und Pflegeeltern müssen zudem ein Führungs- und Gesundheitszeugnis vorlegen, eine stabile Partnerschaft leben und auch finanziell abgesichert sein. In einem mehrtägigen Seminar werden sie auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Wichtig ist dabei, dass ein angenommenes Kind kein „Ja, aber-Kind“ wird: Die neuen Eltern sollten bereit dafür sein, ein Kind anzunehmen, das nicht ihr leibliches ist.

Lücke berät auch die „Herkunftseltern“ und erfährt, wie sie sich die Adoptiveltern für ihr Kind wünschen. „Viele haben klare Vorstellungen davon, wie ihr Kind leben soll, was für einen Charakter das Paar haben soll, ob sie religiös sein sollen“, erzählt der Diplom-Sozialarbeiter. Im Kreis Steinfurt gab es in den vergangenen Jahren zwischen acht und 19 Adoptionen pro Jahr, viele von Stiefeltern. Dass ein Paar ein Baby, mit dem es nicht verwandt ist, adoptieren kann, ist sehr selten und wird wie „ein Sechser im Lotto“ erlebt.

„Viele Paare denken nach einiger Zeit auch über ein Pflegekind nach, wenn es mit der Adoption nicht klappt“, weiß Lücke aus Erfahrung. Seine Kollegen von den vier Trägern im Kreis Steinfurt übernehmen für den Kreis Steinfurt die Vorbereitung, Beratung und Begleitung der Pflegefamilien sowie die Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie und suchen gemeinsam mit dem Jugendamt passende Pflegeeltern.

Rund 220 Kinder des Kreisjugendamtsbezirks leben zurzeit in Pflegefamilien. Zum Bezirk gehören alle Kommunen des Kreises mit Ausnahme der Städte Emsdetten, Greven, Ibbenbüren und Rheine.

Auch für die adoptierten Kinder ist Hermann Lücke lange Zeit ein Ansprechpartner. 60 Jahre lang werden die Akten aufbewahrt, da viele Menschen auch nach Jahren Fragen zu ihrer Adoption haben oder Unterstützung bei der Kontaktaufnahme zum Beispiel mit ihrer leiblichen Mutter wünschen.

Wer Fragen zum Thema Adoptionen und Pflegekindern bzw. –elternschaft hat, kann sich an Hermann Lücke unter der Telefonnummer 0 25 51 / 69 – 24 43 wenden oder an seine Kollegin Marie-Theres Hölscher unter der Nummer 0 25 51 / 69 - 2691.



Kleine Hand in großer Hand