Die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale im Ennepe-Ruhr-Kreis werden in Witten und Ennepetal eingerichtet. Das hat der Kreistag in seiner letzten Sitzung mehrheitlich beschlossen. Während im alten Bahnhofsgebäude in Witten die Hauptstelle entstehen soll, erhält Ennepetal eine Nebenstelle. Hierfür sind Räume im Bürgerbüro im Stadtteil Milspe vorgesehen, die die Stadtverwaltung spätestens Ende 2014 eröffnen möchte.
Die Standortentscheidung bildet den Schlusspunkt unter eine Debatte, die Kreispolitik und Kreisverwaltung in den letzten zwölf Monaten beschäftigt hat. Ausgangspunkt war ein Antrag der Kreistagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen, die das Angebot an Beratungsstellen in den benachbarten Großstädten als nicht ausreichend einstuften. Diese Lücke sollte - so der Vorschlag - durch Angebote und Anlaufstellen im Ennepe-Ruhr-Kreis geschlossen werden.
Fakt werden soll dieser Wunsch nun im Laufe dieses Jahres. Umfangreiche Vorarbeiten sind dafür insbesondere am Standort Witten notwendig. Hier muss das in Privatbesitz befindliche Gebäude kernsaniert und an die Anforderungen der Verbraucherberatung angepasst werden. Vorgesehen ist, dass die dann vorhandenen Schreibtische und Telefone mit 2,5 Kräften besetzt werden. Dies sind die Leitung der Beratungsstelle, eine Beratungskraft sowie eine Bürokraft (halbe Stelle). Unterstützt werden sie von Rechtsanwälten und Aushilfen auf Honorarbasis. Hauptsächlich erreichbar sein sollen die Mitarbeiter in der Wittener Hauptstelle, für die Nebenstelle in Ennepetal sind stundenweise Öffnungszeiten an ausgewählten Wochentagen geplant.
Für die mit dem Angebot verbundenen Personal- und Sachkosten hat der Kreistag bereits für das laufende Jahr rund 100.000 Euro im Haushalt bereitgestellt. Ab 2015 werden es jährlich 125.000 Euro sein. Die übrigen 125.000 Euro/Jahr übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen. Dieses duale Finanzierungssystem für die laufenden Kosten gilt für die gesamte Laufzeit der zunächst auf fünf Jahre befristeten Kooperation des Kreises mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Auf gleiche Weise teilen sich Kreis und Land auch die Einrichtungskosten für die Beratungsstellen. Diese dürften bei rund 120.000 Euro liegen. Wie vom Kreistag gewünscht, sollen die beiden Standortstädte den Kostenanteil des Kreises durch eine finanzielle Beteiligung reduzieren. So plant die Stadt Ennepetal, die Fläche für die Nebenstelle mietfrei zur Verfügung zu stellen. In Witten sollen Sponsoren als Unterstützer gewonnen werden.
Was die Bürger vom neuen Beratungsangebot erwarten dürfen, skizziert die Verbraucherberatung auf ihrer Internetseite so: „Wir beraten Sie zum rechtlichen und wirtschaftlichen Verbraucherschutz, zu Themen des Verbraucherrechts und zu Entscheidungen rund ums Geld - zum Beispiel zu Kauf- und Dienstleistungsverträgen, falschen Versprechen aus Gewinnspielen, zur Berechtigung von Telekommunikations- und Energieabrechnungen, zu Versicherungen, zur richtigen Altersvorsorge und Krankenversicherung. Mit unserer Arbeit verfolgen wir keine kommerziellen Interessen und beraten daher ausschließlich im Interesse des Verbrauchers.“
Stichwort Abstimmung im Kreistag
Bis zur endgültigen Standortentscheidung waren drei Abstimmungen erforderlich. Zunächst stand auf Antrag der FDP-Fraktion die Vertagung der Entscheidung zur Debatte. Wie auch die CDU kritisierte die FDP unter anderem die von Bewerberstädten betriebene Suche nach Sponsoren, die helfen sollen, die städtische Beteiligung zu finanzieren. Ein solches Modell widerspreche den Zielen einer unabhängigen Verbraucherberatung. Eine Mehrheit sprach sich allerdings gegen ein Vertagen aus.
Als zweites stand der Vorschlag für die Standorte Wetter (Ruhr)/Hauptstelle, Ennepetal/Nebenstelle auf der Tagesordnung. Hierfür gab es anders als für den Vorschlag Witten/Hauptstelle, Ennepetal/Nebenstelle, über den als drittes abgestimmt wurde, keine Mehrheit. Hauptargument für die Witten/Ennepetal Befürworter aus den Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linken: Witten sei zum einen die größte Stadt im Kreis, zum anderen verfüge die zukünftige Beratungsstelle, die in unmittelbarer Nähe von Hauptbahnhof und Busbahnhof liege, über eine sehr gute Erreichbarkeit.