Kreis Steinfurt/Lengerich. Franz-Josef Barton, Leiter der Werksgruppe Nord der Dyckerhoff GmbH in Lengerich, strahlte am frühen Morgen: Petrus meinte es gut mit den Unternehmern aus dem Kreis Steinfurt, die sich beim 10. Unternehmerfrühstück der IHK Nord Westfalen und der Wirtschaftsförderung des Kreises Steinfurt (WESt) auf dem 108 Meter hohen Wärmetauschturm des Drehofens 8 trafen. Die Teilnehmer konnten von dort einen spektakulären Ausblick in das Münsterland genießen.
Klaus Weßendorf, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses für den Kreis Steinfurt, beleuchtete die Ergebnisse eines von der IHK beauftragten Gutachtens, das die finanzwirtschaftliche Situation der 30 Mittelzentren und der drei kreisfreien Städte im IHK-Bezirk untersucht. „Insgesamt ist die Lage im Münsterland gemischt. Dennoch haben wir weniger ein Einnahme- als ein Ausgabeproblem. Wir Unternehmer haben ein großes Interesse an stabilen kommunalen Finanzen“, so Weßendorf.
Sorge bereitet ihm, dass immer mehr junge Menschen nicht wissen, welche Chancen ihnen eine Karriere mit Lehre bietet. „Viel zu viele wollen nur noch studieren und nutzen nicht die Chancen anderer Ausbildungswege.“ Weßendorf zeigte auf, wie wichtig es ist, dass die Unternehmen eng mit Schulen zusammenarbeiten. Eine Schulpartnerschaft, die die IHK gern unterstützt und vermittelt, sei ein gutes Instrument, um nachhaltig Wissen um Berufe zu vermitteln.
Auch Landrat Thomas Kubendorff plädierte für eine weitere Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sei dies der richtige Weg, um die Auswirkungen des Fachkräftemangels zumindest mildern zu können. Am Beispiel von Aktivitäten des gastgebenden Unternehmens verdeutlichte er, wie Betriebe und Schulen kooperieren könnten. Kubendorff verwies auf die Mitgliedschaft von Dyckerhoff im zdi-Zentrum Kreis Steinfurt. In diesem bei der WESt angesiedelten MINT-Netzwerk arbeiten bereits mehr als 70 Partner im Schulterschluss daran, Jugendliche stärker für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu begeistern.
Dass die Aus- und Weiterbildung junger Menschen bei Dyckerhoff einen großen Stellenwert habe, unterstrich Franz-Josef Barton. Von den 220 Mitarbeitern seien 20 Auszubildende, die auch in einer werkseigenen Ausbildungswerkstatt fit gemacht werden. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums hat Dyckerhoff Schülerinnen und Schüler von drei weiterführenden Schulen aus Lengerich in ganztägigen Workshops die Gelegenheit gegeben, ihren gestalterisch-kreativen Umgang mit Beton und Zement zu beweisen.
Barton erläuterte die Bedeutung des Werkes Lengerich: Mit 1,6 Millionen Tonnen versendetem Zement, von denen zwei Drittel im Inland bleiben, hat Lengerich eine besondere Bedeutung für den Markt in den Niederlanden und in Norddeutschland. Zur weiteren Entwicklung des Unternehmens verwies Barton auf die bestehende Abgrabungsgenehmigung bis zum Jahr 2027. Um Sicherheit für weitere Investitionen zu haben, wünscht er sich vor dem Hintergrund des derzeitigen Regionalplanverfahrens der Bezirksregierung Münster die Ausweisung einer Abgrabungsfläche. „Abgraben zu dürfen bedeutet aber auch, Kompensationsfläche zu schaffen und zu renaturieren“, so Barton. „Bislang haben wir das auf einer Fläche getan, die so groß ist wie 140 Fußballfelder.“ Seit 2000 wurden 500.000 neue Gehölze gesetzt.
Landrat Kubendorff äußerte die Hoffnung, dass im weiteren Verfahren eine Lösung gefunden werde, die allen Interessen gerecht wird und eine Perspektive für Dyckerhoff bietet.