Kreis Steinfurt/Steinfurt. Sommerferien: das bedeutet sechs Wochen keine Schule. Doch vielleicht ist diese Zeit auch eine gute Gelegenheit, sich einmal über die Angebote der Schulen zu informieren. Die Schulen des Kreises Steinfurt bieten vielfältige und individuelle Ausbildungsmöglichkeiten. In loser Reihenfolge stellen wir die Schulen in den kommenden Wochen vor. Heute: Die Technischen Schulen des Kreises Steinfurt.
An den Technischen Schulen des Kreises Steinfurt – Berufskolleg mit Technischem Gymnasium haben Schüler, die das Abitur erwerben wollen, zwei Möglichkeiten: Sie können den Fachlichen Schwerpunkt entweder im Bereich Gestaltungstechnik oder im Bereich Maschinenbau setzen. Der Bereich Gestaltungstechnik ist noch neu an der Schule, es gibt ihn erst seit dem Schuljahr 2012/13. Die Schüler erlangen mit diesem Abitur die Allgemeine Hochschulreife. Leistungskurse in diesem Bereich sind immer Englisch und Gestaltungstechnik. Zu den Grundkursen gehören neben Deutsch, Spanisch (ab dem kommenden Schuljahr erstmalig auch Niederländisch), Kunst, Mathe, Physik, Religion, Sport und Informatik auch das Profilfach Grafik-Design sowie weitere Fächer im Differenzierungsbereich.
Der fachliche Schwerpunkt Gestaltungstechnik ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an kreativen und praxisbezogenen Projekten. So bestand etwa das diesjährige Abschlussprojekt im Kurs „Architektur und Raumgestaltung“ aus der Aufgabenstellung, ein Haus zu entwerfen, das im Freien stehen soll. Die Schüler sollten sich für ein Konzept entscheiden und planen, welche Funktionen den Räumen zukommen sollten. Vorgegeben waren Innenmaße und der Maßstab des dazu anzufertigenden Modells. Am Ende stellten die Schüler ihre Modelle in einer Abschlusspräsentation vor.
Die 18-jährige Schülerin Jane Nienkötter hatte sich für ihr Abschlussobjekt etwas Ungewöhnliches einfallen lassen: Sie entwarf ein kleines Haus mit Flachdach, das wiederum selbst auf dem Flachdach eines Hochhauses in einer Großstadt stehen könnte, die Skyline der Stadt um sich herum. „Somit habe ich aus meinem Gebäude auch einen Raum mit vielen Fenstern gemacht. Den Raum habe ich schlicht gehalten, die Skyline ist die Dekoration, nichts sollte hiervon ablenken“, erklärte Jane. Der Schülerin ist anzumerken, wie viel Spaß ihr das Projekt gemacht hat.
Raum für solche Kreativität haben die Schüler im Bereich Gestaltungstechnik viel. „Ein weiteres praktisches Projekt, das die Klassen durchgeführt haben, war das Klangprojekt CLINK innerhalb des Differenzierungsfaches Klangkunst mit der Künstlerin Susanne Griem“, berichtet Karl-August Valk, Abteilungsleiter für das Technische Gymnasium und die Bildungsgänge zur Fachhochschulreife. „Das Projekt ging über ein halbes Jahr, Aufgabe der Schüler war es, ihre Schule akustisch darzustellen. Sie haben Geräusche und Töne aufgenommen und Klangtagebücher geführt“, erzählt der Lehrer. So sei auch gleichzeitig deutlich geworden, wie die Schüler die Geräusche empfinden: Manch einer stellte einen Geräuschpegel als unproblematisch dar, der andere als unangenehm.
Im Anschluss an das Abitur haben die Schüler am Technischen Gymnasium (entsprechend wie im Bereich Maschinenbautechnik) auch im Schwerpunkt Gestaltungstechnik die Möglichkeit, freiwillig in drei Monaten eine Ausbildung zum/zur „Gestaltungstechnischen Assistent(in) (GTA)“ zu machen. „In den Fächern Wirtschaft und Grafikdesign haben die Schülerinnen und Schüler während dieser Zeit weiterhin Unterricht, außerdem absolvieren sie ein begleitendes Praktikum von drei Monaten“, erklärt Karl-August Valk. Vorteil dieser Ausbildung: Die Schüler bekommen einen Einblick in die Berufspraxis, Wartesemester für Studiengänge mit Numerus Clausus werden angerechnet und Praktika werden für das Studium Gestaltungstechnik anerkannt. Außerdem haben die Schüler somit eine Berufsabschlussprüfung vor der Aufnahme einer Tätigkeit in einem Unternehmen erworben oder können ohne Wartezeit zum Wintersemester ein Studium aufnehmen.
Schülerin Luisa Beckonert ist 22, sie hatte zunächst die Realschule abgeschlossen und ist im Anschluss auf ein anderes, allgemeines Gymnasium gegangen. Sie entschloss sich dann jedoch, auf das Technische Gymnasium zu wechseln und hat den Schritt nicht bereut: „Die Lehrer hier sind wirklich nett. Der Vorteil für mich als ehemalige Realschülerin liegt auch darin, dass ich nicht die einzig neue in der Schulklasse war, die ganze Klasse an sich kam ja hier neu zusammen.“ Denn das Technische Gymnasium beginnt erst in der Oberstufe. Luisa Beckonert ist jedoch nicht nur mit ihren Mitschülern und den Lehrern, auch mit der Schule allgemein zufrieden: „Mir gefällt das praxisnahe Arbeiten. Ich habe hier gemerkt, dass der gestalterische Weg der richtige für mich ist.“ Wenn Luisa das Abitur erworben hat, will sie deswegen auch im Anschluss die Qualifikation zur GTA erwerben – und dann mit besten Voraussetzungen eine Ausbildung zur Mediengestalterin beginnen.