Sommerferien: das bedeutet sechs Wochen keine Schule. Doch vielleicht bietet diese Zeit auch eine gute Gelegenheit, sich einmal mit den Möglichkeiten, die Schule bietet, auseinanderzusetzen. Das Angebot der Schulen des Kreises Steinfurt ist vielfältig und sichert individuelle Ausbildungsmöglichkeiten. In loser Reihenfolge stellen wir die kreiseigenen Schulen in den kommenden Wochen vor. Heute: Die Kaufmännischen Schulen Rheine – Berufskolleg mit Wirtschaftsgymnasium und Europaschule in Nordrhein Westfalen.
An den Kaufmännischen Schulen in Rheine sollen die Schüler fit gemacht werden für Europa – und so orientiert sich die Schule deutlich am Europagedanken. Den Schülern werden vielfältige Möglichkeiten geboten, damit sie ihre interkulturellen Kompetenzen verbessern können. So können Schüler mit besonderen sprachlichen Interesse am Wirtschaftsgymnasium nicht nur das Abitur erwerben, sondern zusätzlich vor der Industrie- und Handelskammer die Prüfung zum geprüften Fremdsprachenkorrespondenten ablegen – also das „Abitur plus“ machen. So erlangen sie vertiefende Kompetenzen im Bereich Business English, die sie zum Beispiel bei einem vierwöchigen Praktikum in Irland anwenden und vertiefen können.
Das Praktikum findet in Cork statt, wo die Schüler in Studentenwohngemeinschaften untergebracht werden und Praktika zum Thema Marketing in irischen Betrieben absolvieren. Diese Möglichkeit gibt es an den Kaufmännischen Schulen in Rheine seit dem Jahr 2006. Gefördert wird dieses Praktikum durch die EU, durchgeführt von den Kaufmännischen Schulen in Zusammenarbeit mit einer Agentur.
Schülerin Anna Schulz, 17 Jahre, hat an dem Praktikum teilgenommen und blickt sehr positiv auf diese Zeit zurück: „Die Atmosphäre in Irland ist viel lockerer als in Deutschland“, resümiert sie. Ihr Praktikum hat sie in einem kleinen Familienbetrieb geleistet, dort hätten sich alle mit dem Vornamen angesprochen, das Klima war entspannt. Anna ist sich sicher: Sie will diese Erfahrung wiederholen und in der Zukunft gerne eine längere Zeit im Ausland verbringen.
Ihr Mitschüler Patrick Dove, 18, war ebenfalls in Cork. Auch er sagt: „Diese Erfahrung war super.“ Seine Englischkenntnisse hätten sich verbessert, die Landschaft habe ihm sehr gefallen, der Besuch in der Hauptstadt Dublin sei interessant gewesen – er könne diese Erfahrung nur empfehlen.
Lehrerin Gerlind Feldmann, die das Praktikum betreut, sagt: „Das Praktikum ist für die Schüler eine große Chance. Sie erleben nicht nur viel, sie entwickeln sich während dieser Zeit persönlich weiter. Denn meist sind die Schüler das erste Mal für längere Zeit alleine von zuhause weg und für sich selbst verantwortlich. Und sie lernen, sich fremdsprachlich in einem beruflichen Kontext zurechtzufinden.“
Das Abitur plus kann Lehrerin Feldmann nur empfehlen, denn es biete den Schülern gute Berufsaussichten. Die Zusatzkurse, die die Schüler hier belegen, werden auf dem Abiturzeugnis ausgewiesen. „Die Unternehmen schätzen dies. Viele unserer Absolventen gehen mit dem Abitur plus direkt in eine duale Berufsausbildung oder beginnen ein Studium mit internationaler Ausrichtung“, sagt Feldmann.
Doch auch die Schüler, die sich für das „normale“ Abitur am Wirtschaftsgymnasium entscheiden, haben an den Kaufmännischen Schulen in Rheine die Möglichkeit, Zusatzqualifikationen zu erwerben und damit ihre Berufsaussichten zu verbessern. So gibt es an der Schule etwa das Projekt „Start Up“, das von Lehrer Tobias Raue betreut wird. Interessierte Schüler können sich für dieses Projekt bewerben, in dessen Rahmen sie dann eine Geschäftsidee entwickeln und quasi ein Unternehmen gründen. Mit diesem Konzept bewerben sie sich dann um den „Deutschen Gründerpreis für Schüler“, der von den regionalen Sparkassen und den Sparkassenverbänden sowie von Porsche, dem Stern und dem ZDF gefördert wird.
Das Projekt „Start Up“ ist an den Kaufmännischen Schulen in den Unterricht der gymnasialen Oberstufe integriert. Lehrer Raue wählt aus den sich bewerbenden Schülern rund zwölf aus, die dann in zwei Teams arbeiten und jeweils eine Geschäftsidee entwickeln. Vor einigen Jahren stellte die Schule mit ihrem Team den Bundessieger bei „Start Up“: „Die Schüler haben ein GPS-System für Fahrräder erdacht, das in den Rahmen eingebaut wird. Mit dem GPS-System kann das Fahrrad geortet werden, wenn es zum Beispiel geklaut wurde“, erklärt Lehrer Raue.
In dem zurück liegenden Schuljahr erreichten die Schulteams der Kaufmännischen Schulen den 3. und 7. Platz des Wettbewerbs auf Verbandsebene. Ihre Ideen: Ein „Breakfast-Partner“, also ein Frühstückstablett, das einmal bestückt werden muss, mit Deckel in den Kühlschrank gestellt wird und so immer griffbereit ist. Außerdem erdachten die Schüler ein E-Ticket, also ein virtuelles Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr. „Mit dem Ticket muss keine Fahrkarte am Automaten mehr gezogen werden“, erklärt Tobias Raue. „Das Ticket wählt automatisch den günstigsten Tarif aus und schickt eine entsprechende Abrechnung nach Hause.“
Was die Schüler bei dem Start-Up-Projekt lernen, fasst Schülerin Laura Klähn, 18, zusammen: „Ich habe aus dem Projekt sehr viel mitgenommen. Zum einen, betriebswirtschaftliche Kenntnisse praktisch anzuwenden. Zum anderen aber auch, im Team zu arbeiten und sich aufeinander zu verlassen.“ Gemerkt habe sie, dass ein solches Projekt Durchhaltevermögen erfordert und man starke Nerven brauche – Kompetenzen, die wichtig sind für das spätere Berufsleben, wie Lehrer Tobias Raue betont.
Dr. Peter Lüttmann, Sozial- und Schuldezernent, fasst zusammen, worauf es den Kaufmännischen Schulen in Rheine und dem Kreis Steinfurt als Schulträger ankommt: „Wichtig ist uns, die Schüler fit zu machen für das spätere Berufsleben und ihnen dafür die erforderlichen Kompetenzen zu vermitteln.“
Weitere Infos: www.kfmschulen.de