Presseinformation

Nr. 286 Steinfurt, 12. August 2014


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Sommerserie über die Schulen des Kreises Steinfurt: Die Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt, Berufskolleg mit Beruflichem Gymnasium
Schule verbindet Praxis und Theorie

Sommerferien: das bedeutet sechs Wochen keine Schule. Doch vielleicht bietet diese Zeit auch eine gute Gelegenheit, sich einmal mit den Möglichkeiten, die Schule bietet, auseinanderzusetzen. Die Schulen des Kreises Steinfurt bieten vielfältige und individuelle Ausbildungsmöglichkeiten. In loser Reihenfolge stellen wir die kreiseigenen Schulen in den kommenden Wochen vor. Heute: Die Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt.  

An den Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt gibt es verschiedene Bildungsgänge: Wirtschaft und Verwaltung, Sozial- und Gesundheitswesen sowie Ernährung und Hauswirtschaft. Allen Bildungsgängen ist eins gemeinsam: Die Schüler sollen nicht nur fachlich qualifiziert die Schule verlassen, sondern auch als starke Persönlichkeiten mit sozialem Verantwortungsbewusstsein. „Hierzu gehört es, die Schüler nicht nur in der Theorie zu unterrichten“, sagt Lehrerin Annegret Rose. „Wie bieten praxisbezogenen Unterricht, in dem die Schüler gleichzeitig soziales Engagement lernen und auf die spätere Berufswelt vorbereitet werden.“

Ein Beispiel hierfür ist das Nava Jeevan – Projekt, das sich für Teppichkinder in Indien engagiert. Nava Jeevan bedeutet übersetzt „Neues Leben“ und ist eine Initiative, die ausbeuterische Kinderarbeit bekämpft  – die Wirtschaftsschulen Steinfurt helfen mit. Diese Arbeit ist dabei konkret in den Unterricht des Fachs Politik im Bildungsgang Sozial- und Gesundheitswesen integriert. Denn zum Fach Politik gehören in der Klasse elf die Themen Menschenrechte und Menschwürde. Nava Jeevan ist ein Beispiel dafür, dass es diese Rechte nicht überall gibt auf der Welt. „Die Schüler lernen hierbei auch, ihr eigenes Handeln zu überdenken. Denn die Kleidung, die Kinder in Indien nähen, gibt es auch in Deutschland zu kaufen“, erklärt Lehrerin Annegret Rose. „Wenn man ein T-Shirt für fünf Euro in der Hand hält, muss man sich einfach fragen, wieso es so billig sein kann.“

Die Schüler engagieren sich auch konkret für Nava Jeevan. Seit drei Jahren stellen sich die jeweiligen Klassen elf des Bildungsganges Sozial- und Gesundheitswesen mit einem Verkaufsstand auf dem Nikolausmarkt in Steinfurt. Hier bieten sie selbstgebackene Plätzchen und andere Leckereien zum Verkauf an, der Erlös geht an Nava Jeevan. Gleichzeitig klären sie am Stand über Kinderarbeit auf.
„Im vergangenen Jahr haben wir allein durch unsere Kekse 400 Euro eingenommen, die Schüler waren sehr stolz“, berichtet Annegret Rose. Der 20-jährige Fachoberschüler Niclas Lutter Floriano war mit dabei. „Es hat Spaß gemacht, auf diese Weise zu helfen“, sagt er. „Doch beim Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt sind wir auch auf Leute gestoßen, die das Problem Kinderarbeit  nicht wahrhaben wollen.“
Doch darauf waren die Schüler vorbereitet: „Wir haben im Vorfeld ein Kommunikationstraining durchgeführt, so dass die Schüler wussten, wie sie reagieren müssen“, sagt Lehrerin Rose.  

Das ist Lernen durch Praxis, nicht nur für dieses Projekt, auch für die Zukunft. „Solche Situationen, in denen ihnen Unverständnis begegnet und sie für eine Sache eintreten müssen, werden den Schülern ja immer wieder im Leben begegnen“, erklärt Lehrerin Yildiz Bingöl. Sie unterrichtet Wirtschaft und Politik und betreut ein anderes soziales Projekt an der Schule: das Projekt Fair Trade, was übersetzt gerechter Handel bedeutet. Fächerübergreifend lernen die Schüler des Bildungsganges Wirtschaft und Verwaltung hier etwas über fair gehandelte Produkte mit dem Ziel, ihr Kaufverhalten zu überdenken. Produkte, die das Gütesiegel „Fair Trade“ tragen, dienen der Nachhaltigkeit und sind unter humanen Lebens- und Arbeitsbedingen produziert worden.

Eine Aktion des Projektes innerhalb der Schule ist der regelmäßige Stand der Schüler auf dem Steinfurter Wochenmarkt. „Hier verkaufen wir fair trade-Produkte“, erzählt Schüler Eduard Akst. Der 19-Jährige ist begeistert von diesem Projekt: „Wir sind für den Stand selbst verantwortlich: für das Marketing, die Finanzen, den Ein- und Verkauf sowie die Organisation“. Die Schüler entscheiden selbst, wer was wann und in welchen Mengen im Großhandel einkauft. Sie verkaufen die Produkte weiter und klären die Bürger gleichzeitig über den fairen Handel auf.

„Mit diesem Unterrichtsansatz, in dem wir Theorie und Praxis miteinander verbinden und gleichzeitig Gutes tun können, wollen wir erreichen, dass die Schüler Werte verankern und lernen, dass sie durch ihr eigenes Handeln etwas verändern können“, erklärt Yildiz Bingöl. Die junge Lehrerin war einst selbst Schülerin der Wirtschaftsschulen Steinfurt, zum Referendariat kehrte sie an ihre frühere Bildungsstätte zurück. Sie weiß: „Lernen hat immer ein Ziel. Wir wollen, dass unsere Schüler früh erkennen, dass sie bei uns fürs Leben lernen, nicht nur für die Schule.“





Sommerserie über die Schulen des Kreises Steinfurt: Die Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt, Berufskolleg mit Beruflichem Gymnasium