Bocholt, 13. August 2014
Foto des Monats August
"Jeder Stoss ein Franzos" - 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkriegs
Bocholt (PID) .
Das aktuelle Bild des Monats erinnert an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren.
Bereits in den Jahren zuvor war das Klima zwischen den europäischen Großmächten von Misstrauen und Rivalität geprägt. Alle Seiten rüsteten für einen möglichen Krieg. Der Funke am Pulverfass war schließlich die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgerpaars in Sarajevo durch serbische Nationalisten am 28. Juni 1914. Diese Tat bildete den Auftakt der Julikrise, an deren Ende der Ausbruch des Weltkriegs stand. Österreich-Ungarn beabsichtigte, unterstützt vom Deutschen Reich, militärisch gegen Serbien vorzugehen, das sich wiederum auf Russland stützte. Ein Konflikt der Donaumonarchie und des Reiches mit Russland aber musste dessen Verbündete Frankreich und England auf den Plan rufen.
17 Millionen Menschenleben
Dieser begann am 28. Juli 1914 mit der österreichischen Kriegserklärung an Serbien; innerhalb weniger Tage befanden sich alle europäischen Großmächte im Kriegszustand. Anders als von der Propaganda in Aussicht gestellt, war der Krieg jedoch nicht innerhalb weniger Wochen zu Ende, vielmehr dauerte er mehr als vier Jahre und kostete ca. 17 Millionen Menschenleben (10 Mio. Soldaten, 7 Mio. Zivilisten). Am Ende dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ standen die Niederlage Deutschlands, Österreich-Ungarns und ihrer Verbündeten sowie die kommunistische Machtübernahme in Russland und der Aufstieg der USA zur Weltmacht.
Siegeszuversicht der Bocholter Rekruten
Das Foto des Monats zeigt hingegen noch die Siegeszuversicht der Bocholter Rekruten in den ersten Augusttagen 1914, als sie sich mit der Bahn und noch in Zivilkleidung auf den Weg an die Front machten. Die Geringschätzung des Gegners kam an Waggonbeschriftungen wie „Jeder Stoss ein Franzos“ oder „Zum Frühstück Auf nach Paris“ zum Ausdruck. Auch in Bocholt nahmen viele Bürger den Kriegsbeginn mit Begeisterung auf – eine Stimmung, die vielfach als „Augusterlebnis“ bezeichnet wird. Unter Absingen patriotischer Lieder wurden die Rekruten von vielen Bürgern zum Bahnhof geleitet.
Kriegsbegeisterung nicht ungeteilt
Allerdings gab es in Bocholt auch ganz andere Äußerungen: So berichtete die Lokalzeitung über junge Männer, die „Hoch lebe Serbien! Nieder mit Österreich!“ gerufen hätten, sowie von einem betrunkenen Reservisten, der sehr nachdrücklich erklärte, nicht ins Feld ziehen zu wollen. Anders als bisweilen dargestellt, war somit die Kriegsbegeisterung in Deutschland keineswegs ungeteilt.
Auch in Bocholt stellte sich nach den ersten militärischen Rückschlägen im Herbst 1914 Ernüchterung ein. Als der Krieg im November 1918 schließlich zu Ende war, waren allein aus Bocholt rund 900 Soldaten gefallen – eine Zahl, die sich im August 1914 noch niemand vorzustellen vermochte und in die noch nicht einmal die vielen Toten eingerechnet sind, die in der Stadt an Unterernährung und infolge der „Spanischen Grippe“, die überall in Europa auf die vom Krieg geschwächten Menschen traf, gestorben waren. Und dennoch fanden die europäischen Völker erst nach einem weiteren Weltkrieg, der noch weitaus blutiger und grausamer sein sollte, wieder wirklich zueinander.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Presse- und Informationsdienst, Bruno Wansing, Telefon +49 2871 953-571, E-Mail: bruno.wansing@mail.bocholt.de
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Foto des Monats August
An den Ausbruch des ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert das Foto des Monats August 2014 - es stammt aus "Westmünsterland. Monatsschrift für Heimatpflege 1 (1914), S. 208"