(pen) „Je frühzeitiger erkannt wird, dass jemand an HIV erkrankt ist, desto höher ist seine Lebenserwartung. Während eine späte Diagnose die Gefahr für dauerhafte Schäden am Immunsystem erhöht, kann eine schnelle Behandlung Grundlage für eine fast normale Lebenserwartung sein.“ Im Vorfeld des diesjährigen Welt-AIDS-Tages wirbt Claudia Schonheim, Aids-Beraterin des Ennepe-Ruhr-Kreises, nachdrücklich für die anonymen, vertraulichen und kostenlosen Beratungsangebote. Aus guten Gründen, denn jeder Dritte 2013 in Nordrhein-Westfalen HIV-positiv getesteter Mensch weist bereits einen fortgeschrittenen Immundefekt auf.
Zielgruppe des Appells sind insbesondere diejenigen, die nach einer Risikosituation unsicher sind, ob sie sich mit HIV infiziert haben. „Im persönlichen Gespräch wird geklärt, ob tatsächlich ein Infektionsrisiko angenommen werden kann und ein Test zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist“, erläutert Schonheim. Das persönliche Gespräch sei sehr wichtig. Die Ratsuchenden müssen zum Beispiel verstehen: Eine HIV-Infektion kann nur dann ausgeschlossen werden, wenn zwischen dem Risikokontakt und dem Test drei Monate vergangen sind und dazwischen auch kein erneutes Risiko lag.
Als ebenfalls sehr wichtig bewertet Schonheim die grundsätzlichen Informationen zum Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. „In Sprechstunden und bei Veranstaltungen sind daher auch geeignete Schutzstrategien regelmäßig Thema.“ Zu persönlichen Beratungen steht Schonheim immer dienstags von 14 bis 15.30 Uhr in der Wittener Nebenstelle der Kreisverwaltung, Schwanenmarkt 5-7, zur Verfügung. Zusätzlich sind nach Vereinbarung auch Termine in Schwelm möglich. Kontaktdaten: Claudia Schonheim, Telefon 02302/922 278, e-Mail: c.schonheim@en-kreis .de.
Wie in jedem Jahr setzen die im Kreis aktiven AIDS-Berater auch zum Welt-Aids-Tag 2014 einen besonderen Beratungsschwerpunkt. Im diesem Jahr besuchen Maren Dehne, Youthworkerin der pro familia Beratungsstelle Witten, Geraldine Dura, Youthworkerin der pro familia Beratungsstelle Schwelm und Schonheim die Schüler der Förderschulen des Ennepe-Ruhr-Kreises in Sprockhövel und Witten. Mit Hilfe eines Parcours mit drei Stationen informieren sie die Schüler ab 14 Jahren über die Themen HIV Übertragung; Folgen einer HIV Infektion und Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.
HIV und AIDS: Zahlen und Fakten
Ende 2013 lebten in Deutschland etwas 80.000 Menschen mit HIV und AIDS, 81 Prozent von ihnen sind Männer. Für Nordrhein-Westfalen geht das Robert-Koch-Institut von rund 18.000 Betroffenen aus, Meldezahlen für Städte und Kreise werden vom RKI in diesem Jahr nicht zur Verfügung gestellt. Seit Ausbruch der Krankheit in Deutschland sind gut 30.000 Menschen an ihr gestorben. Im letzten Jahr waren es bundesweit etwa 550, in NRW 150. Die Zahl der Neuinfektionen, 90 von 100 werden sexuell übertragen, lag bundesweit bei rund 3.200. Für NRW meldet das RKI 660, 570 Männer und 90 Frauen. Rund 500 von ihnen (76 Prozent) haben sich über mann-männlichen Sex infiziert, 100 Personen (15 Prozent) über heterosexuelle Kontakte und 60 Personen (9 Prozent) im Zusammenhang mit Drogenkonsum.
Durch neue Medikamente konnten Lebenserwartung und Lebensqualität von Menschen mit HIV deutlich verbessert werden. So hat sich beispielsweise in der Altersgruppe der über 40-Jährigen die Zahl der mit HIV-lebenden Personen seit Anfang der 1990er Jahre fast verfünffacht. Weil die Zahl der Todesfälle durch HIV/AIDS geringer ist als die der Neuinfektionen, wird die Zahl der derzeit in Deutschland lebenden HIV positiven Menschen in den kommenden Jahren weiter steigen.