Bocholt, 17. Februar 2015
Stadtgeschichte: Bocholter Rosenmontagszug am 17. Februar 1969
Das Stadtarchiv präsentiert das historische Foto des Monats Februar 2015
Bocholt (PID).
Das Bild des Monats zeigt einige Wagen des Rosenmontagszuges 1969, der am 17. Februar bei leichtem Schneetreiben durch die Straßen der Bocholter Innenstadt zog.
Feierlichkeiten zu Karneval und auch Umzüge auf den Straßen zur Karnevalszeit lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Mit der Wiederbelebung des Karnevals im Rheinland nach dem Wiener Kongress (1815) verwandelten sich die Karnevalsumzüge dort zunehmend in Foren der Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen. Von dort aus verbreitete sich diese Form des Straßenkarnevals auch in andere Regionen. Für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts finden sich erstmals Hinweise auf Rosenmontagsumzüge in Bocholt. Um die Wende zum 20. Jahrhundert schlief dieser Brauch in Bocholt jedoch wieder ein – trotz einiger Versuche, erneut einen Rosenmontagszug auf die Beine zu stellen. Erst 1963 gelang es, hier erneut eine nachhaltige Tradition dieser Umzüge zu begründen.
1969 hatte sich der Zug in Bocholt dann so weit etabliert, dass das Bocholter-Borkener Volksblatt die Stadt als „Eldorado guter Laune“ bezeichnete, das sich „von den Hochburgen des Karnevals wie Düsseldorf, Köln, Mainz, München und Münster nicht [hat] übertreffen lassen“. Auch wenn dies vielleicht etwas hoch gegriffen erscheint, so säumten doch sehr viele Menschen den Zugweg – und das, obwohl es in den Tagen zuvor ausgiebig geschneit hatte und sich daher am Straßenrand „wahre Schneealpen“ (BBV) türmten.
Als Motiv der Wagen dominierte die Weltraumfahrt im Jahr der geplanten (und dann auch erfolgten) ersten Mondladung, wie die Rakete des Stammtischs einer Gaststätte in der Luisenstraße zeigt. Der Wagen davor war einem anderen Thema gewidmet, das die Gemüter noch auf Jahre hinaus beschäftigen sollte – der kommunalen Neuordnung, deren erste Phase 1969 zu Ende ging. Unter dem Titel „Schwarberg’s Alptraum – Gillen’s Traum“ zeigte eine Gruppe der Feuerwehr eine große Bocholter Henne, die alle Küken des Amtes Liedern-Werth, also die amtsangehörigen Gemeinden, unter ihre Fittiche nehmen möchte, was der Stadt keine sechs Jahre später im Zuge des Münster/Hamm-Gesetzes dann auch tatsächlich weitgehend gelang.
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Der Bocholter Rosenmontagszug im Jahr 1969 (Foto: Stadtarchiv)
Der Bocholter Rosenmontagszug im Jahr 1969 (Foto: Stadtarchiv)