Bocholt, 28. Februar 2015
Stadtgeschichte: 700 Jahre Kreuzverehrung in St. Georg
Das Stadtarchiv präsentiert das historische Foto des Monats März 2015
Bocholt (PID).
Wenn man sich in der St.-Georg-Kirche zum Altarraum begibt, fällt der Blick alsbald auf das Bocholter Kreuz aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Dieses Bildnis des gekreuzigten, schmerzhaften Christus war schon in dem romanischen Vorgängerbau der heutigen, ab 1415 erbauten Georgskirche ein Anziehungspunkt für die Gläubigen aus der Pfarre.
Es erscheint aber nicht nur auf Grund seines hohen Alters bedeutsam, sondern vielmehr durch ein schriftliches Zeugnis. Hierbei handelt es sich um einen Pergamentstreifen, welcher im Jahre 1907 bei einer Untersuchung des Kreuzes und seiner Weihegeschenke in den Falten eines weißen Frauenmantels gefunden wurde.
Dieses 1945 verbrannte Schriftstück aus der Mitte des 14. Jahrhunderts belegte die Legende um das Blutwunder am Kreuz und dessen Verehrung. In die heutige Schriftsprache übersetzt lautete der Inhalt des Papiers: „Im Jahre des Herrn 1315 am Tage nach Ostern [damals 24. März] sah man in der Stadt Bocholt ein schauriges Wunderzeichen in der alten Kirche. Vor dem Bilde des Gekreuzigten floss frisches Blut in das Antlitz eines Mannes namens Johannes Bartscher, über den Kopfschleier einer verheirateten Frau, über ihre Kleider und an die Wände der Kirche. Sogleich im selben Jahre nach dem Feste Johannes des Täufers war eine so große Überschwemmung, dass die Feldfrüchte verdarben und eine Teuerung eintrat.“
Angesichts dieser Begebenheit wurde das Bocholter Kreuz im Laufe der Jahrhunderte lebhaft verehrt. Diese Ehrerbietung zeigte sich zunächst im 15. Jahrhundert in einer Stadtprozession, die am Fest Kreuzerhöhung (14. September) mit dem Kreuz abgehalten wurde. Am lebhaftesten äußerte sich die Verehrung des Kruzifixes aber durch die Wallfahrten von Gläubigen aus verschiedenen Ortschaften jenseits der Grenze sowie aus Teilen des heutigen Kreises Borken. Diese fanden etwa ab 1750 regelmäßig am 2. Mai (am Tag vor dem Fest „Kreuzauffindung“) statt.
Gegenwärtig wird die Kreuzverehrung vor allem durch die Wallfahrten der Gläubigen aus den Bocholter Ortsteilen und durch das Kerzenopfer der Stadt Bocholt beim Kirchweihfest am Kirmessonntag sichtbar. Die über dem Sockel angebrachte, 1679 erstmals erwähnte Holztafel gibt Kunde von dem Kreuzeswunder gemäß der oben genannten Überlieferung.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Stadt Bocholt, Stadtarchiv, Wolfgang Tembbrink, Telefon +49 2871 21765-284, E-Mail: wolfgang.tembrink@mail.bocholt.de
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Kreuz in der St. Georg Kirche (Foto: Pfarrarchiv St. Georg)
Das Bocholter Kreuz aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts in der St. Georg Kirche wird aufgrund der sog. Blutwunders besonders verehrt. (Foto: Pfarrarchiv St. Georg)