(pen) Anfang des Jahres haben sich die Möglichkeiten, Beruf und Pflege zu vereinbaren, verbessert. Neu sind unter anderem das Pflegeunterstützungsgeld sowie der Lohnersatz bei Pflegezeit. Über die reformierten gesetzlichen Regelungen konnten sich Unternehmen auf zwei Informationsveranstaltungen in Gevelsberg und Sprockhövel informieren. „Eingeladen hatten wir Vertreter, die sich an der Kampagne ´arbeiten, pflegen, leben´ beteiligen oder an ihr interessiert sind“, berichtet Christa Beermann, Demografiebeauftragte der Kreisverwaltung. Die Resonanz war groß, begrüßt werden konnten jeweils gut 40 Personen.
Das neue Gesetz bietet Beschäftigten deutlich bessere Möglichkeiten, sich kurzzeitig oder auch für mehrere Monate freistellen zu lassen. „In akuten Fällen sind 10 Tage möglich, die pflegende Person erhält dann über die Pflegekasse 90 Prozent des Nettogehaltes“, erläuterte Elke Zeller, Pflegekoordinatorin der Kreisverwaltung. Weitere Varianten: Eine vollständige oder teilweise Freistellung für bis zu sechs Monaten oder die teilweise Freistellung für bis zu 24 Monaten. „In diesen Fällen erfolgt der Lohnersatz auf Basis eines Darlehens“, so Zeller. Genutzt werden können die Regelungen immer dann, wenn es um die Pflege eines nahen Angehörigen geht. Dazu gehören unter anderen neben Großeltern, Eltern und Schwiegereltern, Ehegatten, Lebenspartner und Partner in einer eheähnlichen Gemeinschaft, Geschwister und Schwager, Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder. „Zusätzlich zu diesen Regelungen bestehen weitere Möglichkeiten, beispielsweise Teilzeitarbeit oder tarifrechtliche Regelungen“, rät Zeller zum Austausch mit Arbeitgeber und Betriebsrat.
Welche Vorteile das dank der Kampagne entstandene Netzwerk den Unternehmen bieten kann, das machte Peter Kübler deutlich. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende stellte nicht nur vor, wie das Helios-Klinikum Schwelm seine pflegenden Beschäftigten unterstützt. „Einige dieser Leistungen bieten wir inzwischen allen Firmen an, die Teil der Kampagne sind.“ Als Beispiele nannte er Angebote, die pflegerisches Grundwissen vermitteln, die für den Umgang mit eigenen Kräften und Möglichkeiten sensibilisieren oder die über den Einsatz von Pflegehilfsmitteln und ihre Anwendung informieren.
„Genau das ist es, was wir uns zu Beginn der Kampagne erhofft hatten. Die Unternehmen sind in Sachen Pflege und Beruf nicht nur sensibilisiert und entwickeln Konzepte für ihr Umfeld. Sie stellen ihre Erkenntnisse, Modelle und Ressourcen auch anderen zur Verfügung“, freut sich Christa Beermann, Demografiebeauftragte der Kreisverwaltung und Koordinatorin des Netzwerk W(iedereinstieg), das die Veranstaltungen organisiert hat.
Übereinstimmend nannten die Firmenvertreter in den Diskussionen die Befragung und Information der Beschäftigten, das Einrichten einer Arbeitsgruppe aus verschiedenen Abteilungen und das Benennen einer Ansprechperson als die Faktoren, die Arbeitgeber und Beschäftigte beim Thema Pflege und Beruf ins Gespräch bringen. Ebenso wichtig: Die „Chefetage“ muss den Beschäftigten glaubhaft signalisieren, dass sie ein Interesse daran hat den Spagat zwischen Büro und Pflegebett möglich zu machen.
Stichwort „Kampagne Pflege und Beruf“
Auf Postkarten und Plakaten sowie im Internet unter www.arbeiten-pflegen-leben.de demonstrieren seit 2012 Unternehmen ihre Unterstützung für pflegende Beschäftigte. Inzwischen ist die Zahl der im Ennepe-Ruhr-Kreis Beteiligten auf 25 angewachsen. Sie alle geben ihren Beschäftigten die Zusage: „Sie pflegen? Wir unterstützen sie“. Mit der Aussage „Ich pflege meine Eltern“ haben parallel zu den Unternehmen Pflegende anderen Pflegenden Mut gemacht. Sie wollten dazu beitragen, die Öffentlichkeit für das Thema und die Belastungen der Betroffenen zu sensibilisieren. Initiiert worden war die Kampagne vom Netzwerk W(iedereinstieg) Ennepe-Ruhr.
Auf dem Portal www.arbeiten-pflegen-leben.de sind (über-)regionale Informationen und Adressen sowie eine Servicemappe Beruf und Pflege mit vielen praktischen Tipps downloadbar.
Überblick der Unternehmen, die die Kampagne unterstützen
AVU Gevelsberg, hwg Hattingen, HAZ Arbeit + Zukunft/Hattingen, FAN e.V./Ennepetal, VHS Ennepe-Ruhr-Süd/Gevelsberg, VHS Witten/Wetter/Herdecke/Witten, IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel, SIHK zu Hagen, biw Isolierstoffe/Ennepetal, DRK Witten, Seniorenstift St. Marien/Schwelm, Agentur für Arbeit/Hagen, Stadt Gevelsberg, Sparkasse Gevelsberg, Stadt Ennepetal, Ennepe-Ruhr-Kreis/Schwelm, AHE Entsorgungsfachbetrieb/Wetter, Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld, Praxis Dr. Wöste/Dr. Volkmann/Wetter, Polizei NRW/Ennepe-Ruhr-Kreis, Schwelm, HELIOS Klinikum/Schwelm, Universität Witten-Herdecke/Witten, Wicke/Sprockhövel
Stichwort Pflegeberatung im Ennepe-Ruhr-Kreis
Das Landespflegegesetz verpflichtet in Nordrhein-Westfalen jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt, eine Pflegeberatungsstelle einzurichten. Diese muss eine unabhängige, kostenlose und anonyme Beratung zum Pflegeversicherungsgesetz gewährleisten. Im Ennepe-Ruhr-Kreis wird diese Aufgabe von der Kreisverwaltung koordiniert. Anlaufstellen gibt es in jeder der neun Städte. Breckerfeld 02338/809 56, Ennepetal 02333/979 193, Gevelsberg 02332/771 255, Hattingen 02324/204 5520, Herdecke 02330/611 328, Schwelm 02336/801 225, Sprockhövel 02339/917 311, Wetter 02335/840 347 und Witten 02302/581 5077 download der Adressen unter www.arbeiten-pflegen-leben.de.