Presseinformation

Nr. 087 Steinfurt, 18. März 2015


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„UN-Jahr des Bodens“ - Ist die Fläche im Kreis Steinfurt noch zu retten?
Flächen- und Bodenverbrauch im Kreis Steinfurt hält unverändert an

Kreis Steinfurt. Barfuß über den Rasen gehen, durch den Sand am Strand schlendern oder durch den Wald spazieren - viele Menschen genießen es, abseits von asphaltierten Straßen, gepflasterten Plätzen und Schotterwegen Böden auf „leisen Sohlen“ zu erkunden. In solchen Momenten schenken wir dem Boden besondere Beachtung und wissen diese unberührte Ressource zu schätzen. Im Alltag sieht das oft anders aus.

 

Neue Straßen, Parkplätze, Wohn- und Gewerbegebiete etc. werden gebaut und Flächen verbraucht. Die im Vergleich zu den Oberzentren moderaten Baulandpreise im Kreis Steinfurt steigern die Nachfrage nach Bauplätzen. In den Jahren zwischen 2003 und 2013 sind vor allem landwirtschaftlich genutzte Freiflächen in solche Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt worden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa ein Fußballfeld (0,54ha) pro Tag. Seit 1950 hat sich die Wohnfläche pro Person von  ca. 14 m² auf mittlerweile ca. 49 m² erhöht; Tendenz weiter steigend. Auch der Flächenbedarf für Infrastruktur, Freizeit, Erholung und naturschutzrechtlicher Kompensation sowie für die Produktion von Futtermittel, nachwachsenden Rohstoffen und die Verwertung von Gülle und Gärresten wird immer größer.

 

Die lebenswichtigen Funktionen des Bodens als Grundlage zur Lebensmittelproduktion und als natürlicher Filter des Regenwassers in sauberes Trinkwasser werden dabei oft vergessen. „Auf Dauer kann dieses „Vergessen“ fatale Folgen haben“, sagt Michael Heuer von der Bodenschutzbehörde der Kreisverwaltung, „denn nur gesunde Böden sichern unsere Ernährung und damit unsere Zukunft.“ Etwa 46 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen im Kreis Steinfurt sind vollständig versiegelt. „Für den natürlichen, über Jahrhunderte gewachsenen Boden bedeutet das häufig eine  nicht wieder rückgängig zu machende Zerstörung“, erklärt Heuer.  

 

Versiegelte Böden bergen obendrein Gefahren: Regenwasser kann nicht versickern, staut sich bei starken Regenfällen und führt zu Hochwasser und Überschwemmungen. Ebenso können sie nicht zum Klimaschutz beitragen, weil die versiegelten Böden Kohlenstoff nicht speichern können.

 

Wie wertvoll Boden ist, bekommen Landwirte, Bauherren und Investoren durchaus zu spüren. Die Preise für Ackerflächen steigen seit Jahren. Lag der Quadratmeter im Kreis Steinfurt im Jahr 2011 noch bei 3,38 Euro, mussten Käufer im letzten Jahr durchschnittlich 5,70 Euro zahlen - Tendenz steigend.

 

Auch die Kommunen benötigen Fläche. „Die Städte und Gemeinden haben oft keinen Zugriff auf bereits bebaute, oder leer stehende Flächen, die für den Bau neuer Wohnungen, Eigenheime oder sogar Gewerbegebiete genutzt werden könnten. Und weil sie nicht Eigentümer sind, müssen sie neue Flächen ausweisen, um junge Familien und Wirtschaftskraft in die Kommunen zu holen“, erklärt Heuer das Problem. Dieser interkommunale Wettbewerb bedeutet aber auch den Verlust der wertvollen Ressource Boden. 

 

Doch die Ressource Boden ist nicht unendlich. Deshalb setzen Fachleute auf eine verstärkte Nutzung der vorhandenen Flächen in den Innenlagen. Ehemalige Textilstandorte in Neuenkirchen, Ochtrup und Steinfurt sind gute Beispiele für ein solches „Flächenrecycling“ bzw. einer solchen „Nachverdichtung“ im Kreis Steinfurt. „Es dürfte gerne mehr dieser Beispiele geben“, wünscht sich Michael Heuer. Froh ist der Bodenexperte auch über die erfolgreiche Arbeit der Naturschutzstiftung. Die Stiftung achtet darauf, möglichst wenig landwirtschaftliche Nutzflächen dafür zu nutzen, um den Verbrauch von Siedlungs- und Verkehrsflächen zu kompensieren.

 

Aber auch jeder Einzelne kann etwas tun, um Boden und Fläche zu schützen. „Anstatt sein Eigenheim auf neu ausgewiesenen Grundstücken zu bauen, sind auch „wohnen in zweiter Reihe“ oder modernisieren alter Häuser möglich“, betont Heuer. Weitere interessante Ansätze zum Flächenschutz sind unter anderem Thema bei der Veranstaltung „BODEN.SCHATZ“, die voraussichtlich Ende August  anlässlich des „UN-Jahr des Bodens“ stattfindet.





„UN-Jahr des Bodens“ - Ist die Fläche im Kreis Steinfurt noch zu retten?