Bocholt, 30. April 2015
Europabüro #Bocholt: Auf den Spuren der Vorfahren
Marc Lieber und Annette Bamberger-Lieber aus den USA besuchten Bocholt
Bocholt (EUBOH).
Besuch aus den USA konnte die stellvertretende Bürgermeisterin Hanni Kammler am Mittwoch, 29. April 2015, im Textilmuseum empfangen. Das Ehepaar Marc Lieber und Annette Bamberger-Lieber besuchten als Nachfahren der jüdischen Bocholter Familien Bamberger, Friede und Magnus die Stadt Bocholt.
Sie begannen ihre Spurensuche im TextilWerk Bocholt. Dort erzählte Leiter Dr. Hermann Josef Stenkamp die Textilgeschichte in Bocholt und zeigte den Gästen im Museum, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den hiesigen Textilfabriken gearbeitet wurde.
Fahrt zu den ehemaligen Fabrikstandorten
Der Großvater von Annette Bamberger-Lieber, David Friede gründete in den 20er Jahren am Mühlenweg eine große Textilfabrik, die er an der Jägerstraße um ein zweites Werk erweiterte. Anhand von alten Fotos konnte das Ehepaar nachvollziehen, wie die Fabrikgebäude damals aussahen. Die dortigen Arbeiterhäuser, wenn heute auch umgebaut und modernisiert, gaben einen weiteren Überblick zum ehemaligen Fabrikstandort. An der Stelle des heutigen Hauptzollamtes und in der Bahnhofstraße standen die Wohnhäuser der Familien Friede und Magnus. Auch hier erzählte Stenkamp vieles vom Leben in den damaligen Familien der Textilfabrikanten in Bocholt.
Flucht aus Bocholt
Hanni Kammler freute sich über den Besuch der Nachfahren ehemaliger jüdischer Bocholter Familien. Ihr berichtete das Ehepaar, dass es eigentlich nur seine zwei von vier im Ausland lebenden Kinder besuchen wollte, die in Afrika und Dänemark leben. Außerdem haben sich beide in den vergangenen Jahren wenig mit der Familiengeschichte in Deutschland beschäftigt. Erst der Tod ihres Vaters, so erzählte Annette Bamberger-Lieber, ließ in ihr den Wunsch reifen, auf Spurensuche zu gehen. Über das Stadtarchiv Nienberg erhielt sie Informationen zu Bocholt und nahm Kontakt mit Stenkamp auf, um den jetzigen Besuch zu realisieren. Beim Empfang waren auch Hermann Oechtering und Josef Niebur dabei, die sich beide seit vielen Jahren mit der Historie der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Bocholt befassen So hat Josef Niebur in seinem „Buch der Erinnerung“ über die Flucht von Ursula Bamberger, der Mutter von Annette Bamberger-Lieber, im Jahr 1938 nach England geschrieben. Die Großeltern mussten da noch in Bocholt bleiben, um nach dem „Verkauf“ ihrer Fabrik die neuen Führungskräfte einzuarbeiten. Ihnen gelang die Ausreise erst Anfang März 1939.
Besuch des jüdischen Friedhofs
Nach dem Empfang stand der Besuch des jüdischen Friedhofs auf dem Programm. Hier gab es emotionale Momente, da man sich nie hat vorstellen können, wo die Verwandtschaft früher einmal gelebt habe. Im Anschluss fuhr das Ehepaar zum „Haus des Handwerk“, wo früher die Synagoge gestanden hat. Ein kurzer Bummel durch die Innenstadt rundete den Besuch ab.
Neben Bocholt hatte das Ehepaar auch die Stadt Hannover besucht, um dort auf Spuren der Familie von Marc Lieber zu stoßen, die ebenfalls aus Deutschland fliehen musste. Leider war dieses kaum möglich gewesen, da es keinerlei Informationen dazu mehr gab.
Weiter nach Amsterdam
Von Bocholt aus fuhr das Ehepaar weiter nach Amsterdam. Hier stand Fahrradfahren an der Küste und Besuche der niederländischen Metropole auf dem Programm. Beide waren sich jedoch einig, dass sie – wenn sich die Gelegenheit wieder einmal ergibt – noch einmal nach Bocholt kommen möchten. Zahlreiche Informationen über die Familien Bamberger, Magnus und Friede für einen künftigen Besuch wurden ihnen von Dr. Stenkamp, Josef Niebur und der Stadt Bocholt auf den Weg gegeben.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Europabüro, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon +49 2871 953-328, E-Mail: petra.taubach@mail.bocholt.de
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Besuch Familie Lieber
Im Rahmen der Besuche der ehemaligen Jüdischen Mitbürger besuchten jetzt Marc Lieber und seine Frau Anette Bamberger-Lieber die Stadt Bocholt.
Auf dem Foto v.l.n.r.: Hanni Kammler (3. stv. Bürgermeisterin), Marc Lieber, Annette Bamberger-Lieber, Hermann-Josef Stenkamp, Hermann Oechtering und Josef Niebur - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt