(pen) „Es war schon wie eine mehrstündige Operation am offenen Herzen. Am Ende ist aber alles so gelaufen, wie von uns geplant und erhofft“, Rolf-Erich Rehm, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz des Ennepe-Ruhr-Kreises, gibt sich erleichtert. Trotz notwendiger Arbeiten an der Stromversorgung im Schwelmer Kreishaus war die „112“ und damit die Rettungsleitstelle am vergangenen Samstag durchgehend erreichbar, vorbereitete Notfallpläne konnten ungenutzt wieder in die Schublade gelegt und eingerichtete Bereitschaftsdienste unverrichteter Dinge wieder nach hause geschickt werden.
Hintergrund: Für den Fall eines Stromsausfalles hatten die Bauherren des Kreishauses Anfang der 1970er Jahre ein Notstromaggregat im Keller des Gebäudes platziert. Dieses Gerät musste nach mehr als 40 Jahren Bereitschafts- und Einsatzzeit durch ein moderneres, leistungsstärkeres ersetzt werden. Nach Abschluss aller damit verbundenen Arbeiten galt es, das neue Aggregat an die vorhandenen Leitungen anzuschließen. Dafür musste die reguläre Stromversorgung des Kreishauses für mehrere Stunden komplett unterbrochen werden.
„Betroffen“, so Rehm, „war natürlich auch die Kreisleitstelle. Um für Notrufe erreichbar zu bleiben, haben wir in Zusammenarbeit mit dem THW Wanne-Eickel über ein mobiles Aggregat Strom von außen eingespeist und damit Telefonanlage und Computer in der siebten Etage einsatzfähig gehalten.“ Der Plan ging auf, die Bürger bekamen von den Arbeiten im Hintergrund nichts mit, erhielten wie gewohnt zeitnah die Hilfe, die sie unter 112 anforderten.
„Natürlich ist das Unterbrechen der normalen Stromversorgung immer mit Risiken verbunden und man kann nie absolut sicher sein, ob Plan A auch tatsächlich funktioniert. Daher hatten wir das Personal in der Leitstelle aufgestockt und auch noch Plan B, C und D in der Tasche“, macht Rehm deutlich.
Plan B wäre das komplette Umleiten aller 112 -Anrufe auf die Feuerwehr Witten gewesen, Plan C war die Alternative Polizeinotruf 110 und Plan D der Rückgriff auf Ansprechpartner in rund 90 Feuerwehrgerätehäusern im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis. „Dort hatten wir jeweils zwei Feuerwehrleute postiert. Bei Ausfall aller Telefonmöglichkeiten hätten sie den Bürgern zur Verfügung gestanden und über Funk Hilfe auf den Weg bringen können“, skizziert Rehm das Szenario, das glücklicherweise nicht ansatzweise benötigt wurde.
Stichwort Kreisleitstelle
Seit 2009 laufen alle Notrufe, die im Ennepe-Ruhr-Kreis über die 112 abgesetzt werden, im Schwelmer Kreishaus auf. Die Leitstelle in der siebten Etage koordiniert seitdem die Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze in allen neun Städten.
Das Herz der Leitstelle, die bereits 2005 in Betrieb genommen worden war, sind sechs Arbeitsplätze im so genannten Dispositionsraum. Sie sind mit modernster Funk- und Kommunikationstechnik ausgestattet, auf jeweils vier Bildschirmen können parallel Informationen gesammelt und verarbeitet werden Der Zugriff auf Karten, Informationen über einzelne Gebäude und Luftbilder des Einsatzgebietes sind ebenso sichergestellt wie die Recherche in Gefahrstoffdatenbanken oder im Internet. Diese Möglichkeiten stellen sicher, dass Menschen in Notlagen effektiv und schnell geholfen werden kann.
Im letzten Jahr nahmen die insgesamt 25 Mitarbeiter der Leitstelle 167.000 Anrufe entgegen, sie disponierten gut 73.000 Einsätze aus dem Bereich Feuerwehr und Rettungsdienst sowie 22.500 Krankentransporte.