Pressemitteilung vom07. Juli 2015
Landkreis sucht Familien auf Zeit

Bauntal/Landkreis Kassel. Der Fachbereich Jugend des Landkreises Kassel sucht Bereitschaftspflegefamilien. „Gesucht werden Familien auf Zeit, die bereit sind, ein Kind oder einen Jugendlichen vorübergehend aufzunehmen, zu betreuen und zu begleiten“, informiert Christiane Winkler-Börner, die die Bereitschaftspflege beim Landkreis Kassel koordiniert.

Bereitschaftspflegefamilien springen in Notsituationen ein; sie leisten „Erste Hilfe“ für Kinder und Jugendliche. Bereitschaftspflege bedeutet, ein Kind, das sich in einer Notsituation befindet, zu jeder Tages und Nachtzeit für einen vorübergehenden Zeitraum in die eigene Familie aufzunehmen und solange zu betreuen, bis die weitere Perspektive durch das Jugendamt oder das Familiengericht geklärt ist. Dies bedeutet auch, ein Kind wieder „loszulassen“ und auf seine zukünftige Situation vorzubereiten.

Diese alternative Hilfeform zur stationären Notaufnahme wurde vom Fachbereich Jugend des Landkreises Ende der 90er Jahre eingeführt mit dem Ziel, insbesondere kleinere Kinder aus pädagogischen und psychologischen Gründen möglichst in Familien unterzubringen.

 

„Die Ursachen für Bereitschaftspflege sind vielfältig“, berichtet Winkler-Börner. In seltenen Fällen ist es eine plötzliche Erkrankung, manchmal auch ein plötzlicher Tod der Eltern. Winkler-Börner: „Meistens handelt es sich jedoch um eine akute Kindeswohlgefährdung, zum Beispiel durch Vernachlässigung, körperliche oder seelische Misshandlung, durch schwere psychische Erkrankungen oder Drogenabhängigkeit eines Elternteils, sexuellen Missbrauch oder durch Gewalttätigkeit zwischen

den Eltern“.

Die rechtliche Grundlage für die Bereitschaftspflege ist im Kinder- und Jugendhilfegesetz in Paragraph 42 des Sozialgesetzbuches VIII geregelt: „Das Jugendamt

ist berechtigt und verpflichtet, ein Kind oder einen Jugendlichen in seine Obhut zu nehmen, wenn es um Obhut bittet oder eine dringende Gefahr für das Wohl des Kindes oder des Jugendlichen die Inobhutnahme erfordert ...“, heißt es dort.

 

Fast alle Kinder, die in Bereitschaftspflege untergebracht werden, haben schwer mit ihren Erfahrungen oder traumatischen Erlebnissen zu kämpfen, weiß Winkler-Börner.

Als Reaktion darauf zeigen sie unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten. Manche Kinder sind stark eingeschüchtert und isolieren sich, manche suchen die ständige Aufmerksamkeit und Nähe von Erwachsenen, wieder andere reagieren mit Aggressivität oder mit sexualisiertem Verhalten.

 

Die Bereitschaftspflege dient dem schnellstmöglichen Schutz der betreffenden Kinder und wird als „Clearingphase“ zur raschen Klärung weiteren Hilfebedarfs verstanden. Winkler-Börner: „Sie erfüllt damit eine kurzfristige Brückenfunktion“.

 

Um eine zu starke emotionale Bindung der Kinder an die Bereitschaftspflegeeltern zu

vermeiden, wird stets ein kurzer Zeitraum des Aufenthalts geplant. Damit soll dem Kind bei Übergang in eine weitere Hilfeform ein nochmaliger emotionaler Abbruch erspart werden. So konnten bisher rund 46 Prozent der Kinder nach weniger als einem Monat und weitere 15 Prozent nach zwei bis drei Monaten wieder in ihre Familien zurückkehren oder in anderen Hilfen dauerhaft untergebracht werden.

 

Am 15. Juli 2015 um 19.00 Uhr informiert Winkler-Börner in der AWO-Familienbildungsstätte Baunatal-Großenritte, Kasseler Straße 19, im Rahmen eines Informationsabends über die Aufgaben als Bereitschaftspflegefamilie. Unabhängig von der Informationsveranstaltung besteht die Möglichkeit sich auch direkt mit der Koordination Bereitschaftspflege des Fachbereichs Jugend in Verbindung zu setzen.

Ansprechpartner: Christiane Winkler-Börner, Tel.: 0561/1003-1361, Mail: christiane-winkler-boerner@landkreiskassel.de.



Pressekontakt: Pressestelle LANDKREIS KASSEL, Harald Kühlborn



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150616 Plakat A3 Bereitschaftspflege zum 15-07-2015



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