Presseinformation

Nr. Steinfurt, 16. Juli 2015


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Im Kampf gegen die Herkulesstauden
Unterwegs mit Christoph Lehmeyer-Kerk von der Unteren Wasserbehörde des Kreises Steinfurt

Sommerserie: Auch das ist Kreisverwaltung!

Kreis Steinfurt/Ibbenbüren. Badeseen kontrollieren, Herkulesstauden bekämpfen, Blühstreifen an den Wegesrändern anlegen: Auch das ist Kreisverwaltung!
Während der Sommerwochen stellen wir in loser Reihenfolge Aufgaben der Kreisverwaltung  Steinfurt vor, die man hier vielleicht nicht sofort vermutet.
Heute: Unterwegs mit Christoph Lehmeyer-Kerk, technischer Beschäftigter im Umwelt- und Planungsamt, bei der Bekämpfung von Herkulesstauden.

Christoph Lehmeyer-Kerk kann gar nicht mehr anders. Wenn er im Auto sitzt und durch das Tecklenburger Land fährt, geht sein Blick über die Wegesränder, die Wiesen und Bachläufe. Egal ob er beruflich oder privat unterwegs ist - er schaut genau hin: Reckt eine Herkulesstaude ihre Blüten und Blätter in den Himmel? Wenn ja, macht er kurzen Prozess. „Den Spaten habe ich immer im Kofferraum“, sagt der Beschäftigte des Umwelt- und Planungsamtes Kreis Steinfurt, Sachgebiet Untere Wasserbehörde. Er gräbt die Pflanze aus, zersticht Stängel und Wurzel. Haben die Blüten schon Samen gebildet, stülpt er eine Tüte über die Blüte, damit die Samen sich nicht verteilen. Der Grund: Die Herkulesstaude (auch Riesen-Bärenklau oder Herkuleskraut genannt) bildet photosensibilisierende Substanzen, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Das heißt: Berühren Mensch oder Säugetier die Pflanze, wird der Schutz der Haut zerstört, so dass bei Kontakt mit Sonnenlicht schmerzhafte Quaddeln und blasenbildende, schwer heilende Verbrennungserscheinungen entstehen.

Der Kreis Steinfurt ist in 34 Unterhaltungsverbände für die Gewässerunterhaltung aufgeteilt. Die Verbände haben sich bereit erklärt, für die Beseitigung der Herkulesstauden zu sorgen. Start war im Jahr 2009. Die Untere Wasserbehörde des Kreises, bei der Lehmeyer-Kerk arbeitet, ist Aufsichtsbehörde und überwacht, ob die Unterhaltungsverbände ihren Pflichten auch nachkommen. Lehmeyer-Kerk kontrolliert das Tecklenburger Land, sein Kollege Ludger Bülter das Steinfurter Land. Doch bevor Lehmeyer-Kerk die Unterhaltungsverbände informiert, wenn er eine vereinzelte Staude entdeckt, greift er schnell selbst zum Spaten – das geht schneller.

Doch nicht alle Pflanzen können per Hand ausgestochen und vernichtet werden: Denn die Staude wird zwischen zwei und vier Meter groß. Bei flächendeckendem Vorkommen wird nach sorgfältiger Nutzen-Risiken-Abwägung daher das Pflanzenschutzmittel Garlon 4 eingesetzt. Hierzu bedarf es einer Ausnahmegenehmigung durch die Landwirtschaftskammer.

Das Bekämpfen der zwei- bis mehrjährigen Pflanzen ist eine langandauernde Aufgabe. „Da die Samen zehn Jahre keimfähig bleiben, müssen wir mindestens zehn Jahre am Ball bleiben“, sagt Lehmeyer-Kerk. Aber auch dann wird ein komplettes Ausrotten der Pflanze nicht gelingen. „Wir können ja nur auf öffentlichen Flächen tätig werden“, erklärt der Experte. Doch wachsen auf Privatgrundstücken Herkulesstauden, breitet sich auch von diesen der Samen schnell aus – denn eine Pflanze kann bis zu 50.000 Samen bilden.

„Die Bekämpfung der Pflanze ist aus Gründen der Verkehrssicherung notwendig“, erklärt Lehmeyer-Kerk. Spielende Kinder müssen vor der Pflanze geschützt werden. Auch behindert die große Staude am Straßenrand den freien Blick der Verkehrsteilnehmer. Zudem hat die Pflanze keine böschungssichernde Wirkung wie eine geschlossene Grasnarbe. Weitere Gründe bestehen im Bereich des Naturschutz: Die Herkulesstaude ist ein sogenannter Neophyt, war also ursprünglich in Deutschland  nicht heimisch, sondern kam aus dem Kaukasus hierher. Durch die teilweise flächenhafte Ausdehnung werden seltene heimische Pflanzen verdrängt.

Christoph Lehmeyer-Kerk geht gegen die Herkulesstaude mit Herzblut vor. Mit Erfolg: So standen zum Beispiel im Jahr 2009 am Laggenbecker Mühlenbach noch flächendeckend Herkulesstauden. Bereits im Jahr 2011 standen an dieser Stelle nur noch vereinzelte Stauden. Doch darauf ruht sich Lehmeyer-Kerk nicht aus. Der Kampf gegen die Staude geht weiter.


Info:
Bei der Beseitigung der Herkulesstaude in Privatgärten sollte Schutzkleidung getragen werden. Lange Kleidung, die die Haut bedeckt, Handschuhe und ein Gesichtsschutz sind unbedingt zu empfehlen. Die Staude muss samt Wurzel entfernt werden. Die kegelförmige Wurzel muss zerstochen, der Stängel alle zehn Zentimeter zerteilt werden – ansonsten treibt die Pflanze wieder aus. Trägt die Blüte schon Samen, muss sie mit einer Tüte umhüllt und verschlossen werden, damit der Samen sich nicht auf der Erde verteilt. Die Blüte mit den Samen gehört in den Restmüll. Auf dem Kompost oder in der Biotonne würden die Samen überleben und keimen. Keinesfalls darf die Pflanze in der freien Natur entsorgt werden.





Im Kampf gegen die Herkulesstauden



Im Kampf gegen die Herkulesstauden



Im Kampf gegen die Herkulesstauden



Im Kampf gegen die Herkulesstauden



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