Pressemitteilung vom24. September 2015
Fachgespräch zu den Auswirkungen von Staus auf der A 7 – Bedarfsumleitungen sollen überprüft werden

Region Kassel. Bei einem auf Initiative von Landrat Uwe Schmidt entstandenen Fachgespräch zu den Auswirkungen von unfallbedingten Vollsperrungen auf der Bundesautobahn A 7 auf die Umleitungsstrecken in den autobahnnahen Gemeinden des Landkreises Kassel und der Stadt Kassel wurde als ein Ergebnis eine gemeinschaftliche Überprüfung der bisherigen Bedarfsumleitungen vereinbart. „Diesen Vorschlag des für die mit blauen Hinweisschildern ausgewiesenen Bedarfsumleitungen zuständigen Regierungspräsidiums Kassel begrüße ich sehr“, betont Landrat Uwe Schmidt. In den nächsten Wochen sollen auf Einladung des Regierungspräsidiums Vertreter der betroffenen Kommunen Niestetal, Lohfelden, Kaufungen, Fuldatal und Fuldabrück, der Stadt Kassel sowie von Hessen-Mobil, des Polizeipräsidiums Nordhessen und des Landkreises Kassel die zum Teil aus den 1980er Jahren stammenden Umleitungsstrecken überprüfen. Schmidt: „Damit greift das Regierungspräsidium einen dringenden Wunsch der Kommunen auf“.

 

Ausgangspunkt der Überlegungen der Vertreter von Kommunen, Polizei, Hessen-Mobil und des Landkreises im Fachgespräch im Kreishaus war eine detaillierte Analyse der aktuellen Situation. „Wenn man allein die Verkehrsbelastung und die unfall- oder baustellenbedingten Staus und Vollsperrungen der A 7 im Landkreis Kassel über die letzten Jahre betrachtet, stellt man fest, dass sich die Belastungssituation im nordhessischen Teil der Autobahn gar nicht so dramatisch negativ verändert hat“, fasst Schmidt die vom Polizeipräsidium Nordhessen und von Hessen-Mobil vorgestellten Statistiken zusammen.

Dass trotzdem die Belastung für die Bürger in den Kommunen rund um die Autobahn spürbar gestiegen ist, hängt stark mit der „veränderten Situation in Niedersachsen zusammen“, so Landrat Schmidt weiter. Die Zahlen aus Niedersachsen zeigten eine Zunahme der Verkehrsbelastung zwischen den Abfahrten Lutterberg und Göttingen – und auch eine deutliche Zunahme der Unfallzahlen.

Nach Darstellung von Hessen Mobil kann diese Situation nicht auf Hessen übertragen werden. Hessen Mobil hat in den vergangenen Jahren durch ein umfassendes Baustellenmanagement, das zum Beispiel die Beibehaltung die Anzahl der Fahrstreifen in Baustellen vorsieht, die baustellenbedingten Staus deutlich reduzieren können.

 

„Auf den 47 Kilometern A 7, für die wir als Polizeipräsidium Nordhessen zuständig sind, haben wir in den letzten Jahren eine durchschnittliche Verkehrsbelastung von 75.000 Fahrzeugen pro Tag bei einem Schwerlastanteil von rund 20 Prozent“, bilanziert Polizeidirektor Uwe Papenfuß, Stabsleiter der Abteilung Einsatz beim Polizeipräsidium Nordhessen. Auch bei den Unfallzahlen sei die Entwicklung eher stabil. „Die Zahl der Verkehrsunfälle auf der A 7 schwankte zwischen 2007 und 2014 zwischen 759 und 855 – dabei sind viele leichte Unfälle, die nicht zu längeren Staus oder gar Vollsperrungen führten“, ergänzt Polizeihauptkommissar Sascha Gröling, Sachgebietsleiter Verkehrssicherheit beim Polizeipräsidium Nordhessen. „Nur 2013 habe es unter anderem aufgrund der Baustelle für die Helterbachtalbrücke einen negativen Ausreißer mit 954 Unfällen gegeben. In 2014 ist die Unfallzahl wieder auf 855 zurückgegangen“, so Gröling weiter. Die Zahlen für 2015 zeigten, dass man in diesem Jahr auf einem ähnlichen Niveau wie 2014 landen werde.

 

„In der Zeit zwischen Januar 2014 und 10. August 2015 hat es zwischen Kassel-Nord

und der Abfahrt Lutterberg sowie in der Gegenrichtung insgesamt 14 Vollsperrungen auf der A 7 gegeben – sechs im Jahr 2014 und acht in 2015“, berichtet Polizeidirektor Papenfuß. Diese Vollsperrungen seien notwendig, um den Verkehr nach Unfällen auf der Autobahn möglichst schnell wieder zum Fließen zu bringen. Papenfuß: „Wir sind uns alle einig, dass das nachgeordnete Straßennetz nicht die Leistungsfähigkeit der A 7 haben kann“. Deshalb käme es auch darauf an, möglichst viele Probleme auf der Autobahn selbst zu lösen.

„Wir sind seit langem in engem Kontakt mit unseren niedersächsischen Kollegen und wir haben dies in diesem Jahr auch noch weiter intensiviert“, informiert Papenfuß.

 

Dass sich eine durchschnittliche Verkehrsbelastung in einzelnen Autobahnabschnitten durchaus unterschiedlich darstellen kann, verdeutlichen detaillierte Zahlen von Hessen Mobil. „Zwischen der Landesgrenze zu Niedersachsen und der Anschlussstelle Kassel-Nord sind rund 69.500 Fahrzeuge pro Tag unterwegs, zwischen Kassel-Nord und Kassel-Ost sind es 87.300 Fahrzeuge, zwischen Kassel-Ost und Kassel-Mitte 80.500 und zwischen Kassel-Mitte und Kassel-Süd 62.800 – danach steigt die Zahl wieder auf 71.200 bis zur Anschlussstelle Guxhagen“, informiert Torsten Bertram, Dezernent für Verkehrssicherheit bei Hessen Mobil.

 

Bei der Planung von Baustellen werde großer Wert darauf gelegt, nicht mehrere Baustellen in einem Netzabschnitt umzusetzen. „Mit unserer Entscheidung, größere Spurbreiten im Baustellenbereich einzurichten, als bundesweit als Norm vorgegeben, erreichen wir außerdem eine Verringerung der Unfallgefahr“, so Bertram weiter. Trotz dieser Vorkehrungen und der Beibehaltung der Spurenanzahl im Baustellenbereich, bedeuteten Baumaßnahmen und die im Vorfeld notwendigen Geschwindigkeitsreduzierungen immer auch eine erhöhte Unfallgefahr. „Die Hauptunfallursachen sind fehlerhafter Fahrstreifenwechsel, zu geringer Abstand, zu hohe Geschwindigkeit, Hindernisse auf der Fahrbahn und Wildwechsel“, bestätigt Gröling. Durch den Einbau von speziellen Wildschutzeinrichtungen sei die Zahl von  Wildunfällen auf der A 7 in den letzten Jahren zurückgegangen.

 

Mit Blick auf den von Bürgermeistern geforderten weiteren Ausbau der A 7 im Bereich zwischen Kassel-Nord und Lutterberg auf vier Streifen sieht Peter Wöbbeking, Regionaler Bevollmächtigter von Hessen Mobil „keine kurzfristige Hilfe“. Auch eine Sperrung von Landes-, Kreis- oder Gemeindestraßen für LKW, um Ortsdurchfahrten bei Umleitungsstrecken zu entlasten, sei kaum möglich. „Das klassifizierte Straßennetz in Deutschland, zu dem diese Straßen gehören, ist für alle Fahrzeuge zugelassen – vor Gericht haben solche Sperrungen in der Regel keinen Bestand“, so Wöbbeking weiter.

 

Alle Beteiligten am Fachgespräch waren sich darüber einig, dass die für den Autofahrer hilfreichen Navigationsgeräte für die Verkehrslenkung im Umleitungsfall die Dinge eher komplizieren. Die Suche nach der individuell günstigen Route für die Stauumgehung führe zum einen dazu, dass die vom Navi empfohlenen Umleitungsstrecken verstopfen und zum anderen zu Verkehrsbelastungen auf Straßen, die überhaupt nicht für Umleitungsstrecken geeignet sind. „Wir richten auf den ausgeschilderten Umleitungsstrecken während Bauphasen auf Autobahnen keine Baustellen ein – bei navigeführten individuellen Umleitungsrouten ist das natürlich nicht umsetzbar“, erläutert Regionalbevollmächtigter Wöbbeking.

 

Mit einer Erleichterung können Autobahnbenutzer rund um Kassel ab 2017 rechnen: „Die bereits im Rhein-Main-Gebiet im Einsatz befindlichen elektronischen Verkehrslenkungssysteme werden dann auch am Ring rund um Kassel eingesetzt“, kündigt Bertram abschließend an.

 

Hintergrund:

Am Fachgespräch im Kasseler Kreishaus nahmen neben Landrat Uwe Schmidt die Bürgermeister Andreas Siebert (Niestetal), Michael Reuter (Lohfelden), Arnim Roß (Kaufungen), Dieter Lengemann (Fuldabrück) sowie Vertreter der Gemeinde Fuldatal, der Stadt Kassel, des Werra-Meißner-Kreises und des Schwalm-Eder-Kreises teil. Als Fachbehörden waren das Polizeipräsidium Nordhessen, der Landesbetrieb Hessen Mobil, das Regierungspräsidium Kassel und die zuständigen Fachbereiche der Kreisverwaltung mit dabei.



Pressekontakt: Pressestelle LANDKREIS KASSEL, Harald Kühlborn

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