Neben den aktuellen Kosten für die Unterkunft müsse man vor allem die langfristigen Ausgaben – zum Beispiel durch die oft schwierige Integration in den Arbeitsmarkt im Blick haben. Die Wirtschaft habe zwar signalisiert, Flüchtlinge beruflich eingliedern zu wollen. Insbesondere das Handwerk bietet Ausbildungs- und Arbeitsstellen. Die beruflichen Vorkenntnisse stimmen jedoch nur bedingt mit den deutschen Anforderungen überein. Zudem seien für mögliche Arbeitgeber Wartefristen sowie Vorrangprüfungen bürokratische Hindernisse. Eine Lockerung, insbesondere für Flüchtlinge aus Ländern mit einer hohen Bleibeperspektive wäre sinnvoll. Trotz aller Anstrengungen ist damit zu rechnen, dass für längere Zeit verstärkt Flüchtlinge auf SGB-II-Leistungen angewiesen sein werden. Die Jobcenter sind für die anerkannten Asylbewerber zuständig. Wie stark deren Zahl in den kommenden Monaten steigt, ist derzeit schwer absehbar.
Als Träger der Jobcenter müssen die Münsterland-Kreise und die kreisfreie Stadt Münster insbesondere bei den Kosten der Unterkunft mit hohen Steigerungen rechnen. Diese Kosten werden derzeit nur zu 26,4 Prozent vom Bund erstattet, so dass ein Großteil der Ausgaben auf der kommunalen Familie hängen bleibt. Wie dringend es sei, hier zu einer faireren Lösung zu kommen, zeigte eine Beispielrechnung. So muss allein das Jobcenter Kreis Warendorf 2016 für durchschnittlich erwartete 8800 Bedarfsgemeinschaften etwa 37 Millionen Euro Kosten der Unterkunft erstatten. Wenn die Zahl der Bedarfsgemeinschaften nun um 440 Flüchtlingsfamilien steigen wird – wie im Kreis Warendorf zu erwarten ist – dann werden dem Kreis allein für die Kosten der Unterkunft fast zwei Millionen Euro Mehrkosten im Vergleich zur bisherigen Kalkulation entstehen.
Bildunterschrift: Eine stärkere finanzielle Beteiligung von Bund und Land an den Kosten der Integration von Flüchtlingen fordern (v.l.n.r.): Die Landräte Dr. Olaf Gericke (Kreis Warendorf) und Dr. Christian Schulze Pellengahr (Kreis Coesfeld), der Hauptgeschäftsführer des Landkreistages NRW, Dr. Martin Klein, die Landräte Dr. Kai Zwicker (Kreis Borken) und Dr. Klaus Effing (Kreis Steinfurt), Regierungspräsident und Oberbürgermeister Markus Lewe (Münster). Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke (2 v.r.) unterstützt das Anliegen.