Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 03. April 2016

Flüchtlinge: Deutsche Freunde auf der Wunschliste

Allein im fremden Land: In Bocholt werden zurzeit 36 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut

Bocholt (PID).

Sie sind jung und allein in einem Land, dessen Sprache sie nicht verstehen. Sie sind hier, weil sie Schutz suchen. Im Amtsdeutsch heißen sie „UMA“. Dieses Kürzel steht für „Unbegleitete minderjährige Ausländer“. Die Flüchtlingswelle spülte sie nach Bocholt und in den Kreis Borken. 36 von ihnen im Alter von 14-18 Jahren leben zurzeit im ehemaligen Hotel „Kupferkanne“.

Dort werden sie von zehn Pädagogen und weiteren Kräften betreut, 24 Stunden am Tag. Sozialpädagogin Stefanie Mohr ist eine von ihnen. Sie arbeitet für den Verein „Jugendhilfe und soziale Integration“ (Jusina). An diesem Morgen hat sie die Kletterschuhe angezogen und ist zusammen mit ihren „Zöglingen“ in der Boulderhalle „Kraftraum“ unterwegs. An künstlichen Felswänden wird dort geklettert, gehangelt, gesprungen. Kraft und Geschick sind gefragt, die Stimmung unter den Jugendlichen ist gut. Mohr resümiert: „Ein sehr gelungener Tag mit vielen neuen Erfahrungen.“

Flucht schweißt zusammen

Erste Erfahrungen sammeln in der fremden Stadt, soziale Kontakte schließen, das Selbstvertrauen stärken, einfach wieder Boden unter den Füßen spüren: Darum geht´s für die Jugendlichen. Seit Januar betreibt die Stadt Bocholt zusammen mit dem Kreis Borken in der ehemaligen „Kupferkanne“ eine Betreuungseinrichtung speziell für UMA´s. Dort haben die Jugendlichen ein Dach über den Kopf, bekommen Essen - und sind mit ihren Sorgen nicht allein.

Bis auf ein Mädchen sind es Jungs, der Großteil kommt aus Afghanistan, dazu aus dem Irak, Iran, Eritrea, Syrien. Herkunft und Religion spielen unter den Jugendlichen allerdings keine große Rolle. Sie alle teilen das Schicksal „Flucht“. Das schweißt zusammen. „Die Fürsorge untereinander ist immens. Sie passen auf einander auf, darauf, dass alle gut versorgt werden“, sagt Stefanie Mohr.

Freude und Traurigkeit

Viele sind völlig erschöpft von der Flucht. Die Freude, es nach Deutschland geschafft zu haben, weicht nach kurzer Zeit einer Traurigkeit, beobachtet Sozialpädagogin Mohr. Der Verlust oder die Trennung von Eltern und Verwandten belaste die Jugendlichen sehr. Die Behörden haben die Vormundschaft für die Minderjährigen übernommen.

Struktur in den Alltag bringen

In der Einrichtung wird versucht, dem Alltag der Jugendlichen eine Struktur zu geben, etwa mit Deutschunterricht und Freizeitaktivitäten. Ein Schwimmkurs etwa ist Pflicht. Es wird versucht, schnell Kontakte zu Sportvereinen herzustellen. Auch regelmäßige Gruppenabende gehören zum Programm. Umgangsformen, Wertvorstellungen, all das wird vermittelt und trainiert.

Aktionen wie die in der Kletterhalle sind eine willkommene Abwechslung. Es ist Teil eines Programms, das vier Studenten entworfen haben. Dazu zählt auch eine Stadtrallye. Sie soll den Jugendlichen die Stadt näherbringen, ihre Geschichte und Kultur. Das Programm konnte mithilfe einer Spende der katholischen Frauenbewegung finanziert werden. Die Boulder-Kletterhalle „Kraftraum“ nahm auch kein Geld. Das hilft den Organisatoren und zeigt beispielhaft, wie groß das Engagement in Bocholt für Flüchtlinge ist.

Schule, Praktikum, Ausbildung? Wie es weitergeht für die jungen Flüchtlinge, hängt von deren Bleiberecht ab. In der „Kupferkanne“ geht es darum, erste kleine Schritte zu machen.  Anzukommen, Fuß zu fassen.

Helfen und Spenden

Über was sich die Jugendlichen am meisten freuen würden? Sozialpädagogin Mohr antwortet spontan: „Ganz einfach: Sie wünschen sich Freundschaften zu gleichaltrigen deutschen Jugendlichen – zum Fußballspielen, Billard, Kicker, Schach und so weiter.“ Wer Lust hat, Kontakt aufzunehmen, kann sich unter Tel. 0152/526 491 58 melden.

Außerdem werden noch funktionstüchtige Fahrräder für die Jugendlichen gesucht. Die können, wie andere Sachspenden, bei der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO) an der Werkstraße 19 abgegeben werden , Tel. 02871 217 65-231.

Internet

Informationen zur Flüchtlingshilfe in Bocholt unter www.bocholt.de/fluechtlinge-in-bocholt/ .

Informationen zu Jusina unter www.jusina.de .

Informationen zu Boulderhalle unter www.kraftraum-bocholt.de .

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Junge Flüchtlinge in der Boulderhalle Bocholt. (Foto: B. Wansing/Stadt Bocholt)

Junge Flüchtlinge in der Boulderhalle Bocholt. (Foto: B. Wansing/Stadt Bocholt)

Junge Flüchtlinge in der Boulderhalle Bocholt. (Foto: B. Wansing/Stadt Bocholt)

Junge Flüchtlinge in der Boulderhalle Bocholt. (Foto: B. Wansing/Stadt Bocholt)