27. Juni 2016. Der Arnold-Bode-Preis der documenta-Stadt Kassel geht in diesem Jahr an Hiwa K.
Die Entscheidung teilte Oberbürgermeister Bertram Hilgen im städtischen Pressedienst mit, nachdem der Magistrat zuvor als Vorstand der Arnold-Bode-Stiftung auf Vorschlag des Kuratoriums über die Vergabe des Preises entschieden hatte.
Hiwa K wurde 1975 im Nordirak geboren und lebt heute in Berlin.
Die üblichen Kategorien und Mechanismen, nach denen die Kunstwelt operiert, fordert Hiwa K mit seiner Praxis heraus – er übt grundlegende institutionelle Kritik, stellt dabei unentwegt Genregrenzen und damit auch die eigene künstlerische Position infrage. Seine Arbeiten thematisieren mündliche Überlieferung sowie ungewöhnliche Erzählformen historischer Ereignisse, soziale Ungleichheit. Außerdem beschäftigen ihn formale akademische Systeme versus demokratische Wissensverbreitung.
Die Verleihung des Preises findet am Donnerstag, 3. November 2016, im Kasseler Kunstverein statt.
Der Künstler
Hiwa K hat nach dem Schulabschluss im Irak seine Ausbildung gemeinsam mit anderen bildenden Künstlern, Intellektuellen, Musikern und Theaterkünstlern selbstorganisierten Studiengruppen in seinem Heimatland fortgesetzt. Zu den Hauptbereichen dieses informellen und nichtsystematischen Studiums zählten die europäische Literatur und Philosophie, die sie sich aus den verfügbaren, ins Arabische übersetzten Bücher aneigneten. Im Jahr 1985 begann Hiwa K mit Malerei – nicht zuletzt auch im öffentlichen Raum. 1998 gab er jene jedoch auf, um bei Paco Peña Flamencogitarre zu studieren und anschließend für mehrere Jahre in diesem Bereich zu arbeiten. Nach sechs Jahren als professioneller Gitarrist kehrte er zur bildenden Kunst zurück. Musikalische Praktiken üben weiterhin starken Einfluss auf seine künstlerische Arbeit aus.
Seine Projekte präsentieren sich als fortgesetzte Kritik künstlerischer Ausbildung, der Professionalisierung der Kunst, der Inszenierung und der Sichtbarkeit sowie des Mythos vom individuellen Künstler. Viele seiner Werke sind Formen und Resultate von Kollaborationen und drehen sich um den Lehr- und Lernprozess, wobei sie das Lernen als alltägliche Praxis betonen, statt Wissen als formalisierte Disziplin zu verstehen.
Unmittelbarkeit und Improvisation sind die herausstechenden Merkmale seiner Arbeiten, die sich einer normativen Ästhetik entziehen, sondern die vielmehr die Möglichkeit einer anderen Einstellung gegenüber alltäglichen Formen, mündlichen Geschichten, Begegnungen und politischen Situationen eröffnen. Hiwa K schöpft dabei aus einem Fundus von Geschichten, die von Familienmitgliedern und Freunden erzählt werden, vorgefundenen Situationen sowie alltäglichen, aus Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit entstandenen Formen.
Liste bisheriger Ausstellungen: http://www.hiwak.net/cv/#solo
Hintergrund
Dem Kuratorium der Arnold-Bode-Stiftung gehören derzeit an: Prof. Heiner Georgsdorf (Vorsitzender), E. R. Nele, geb. Bode, Dr. Klaus Lukas, und der Künstlerische Leiter der documenta 14, Adam Szymczyk. Ehrenvorsitzender des Gremiums ist Prof. Karl-Oskar Blase.
Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger
1980 Hannsjörg Voth, 1981 Mario Merz, 1982 Gerhard Richter, 1983 Gerhard Merz, 1984 Walter Pichler, 1985 Ulrich Rückriem, 1986 Rebecca Horn, 1987 Wolfgang Laib 1988 Edward Kienholz, 1990 Thomas Schütte, 1992 Reiner Ruthenbeck, 1994 Olaf Metzel, 1996 Tony Oursler, 1997 Richard Hamilton, 1999 Penny Yassour, 2001 Stan Douglas 2002 Maria Eichhorn, 2004 Maurizio Cattelan, 2006 Hans Schabus, 2007 Romuald Hazoumé, 2009 Urs Lüthi, 2011 Goshka Macuga, 2012 Thomas Bayrle sowie 2014 Nairy Baghramian
Weitere Informationen zum Arnold-Bode-Preis im Internet unter: http://stadt-kassel.de/stadtinfo/jubilaeum/infos/06421/index.html.
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Pressekontakt: documenta-Stadt Kassel, Petra Bohnenkamp
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Hiwa K
Hiwa K, 2015, Foto: Darya Rubo
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