Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 05. Dezember 2016

Geschichte #Bocholt: Gedenken vor dem ehemaligen Judenhaus

Erinnerung an die Deportation von 1941 - Bocholterinnen und Bocholter eingeladen

Bocholt (PID).   Am Freitag, 9. Dezember 2016, werden um 10 Uhr der stellvertretende Bürgermeister Reiner Bones und der Oberstufenkurs Geschichte des St.-Georg-Gymnasiums mit ihrem Lehrer Oliver Marke vor dem Haus an der Bahnhofstraße 16 der Deportation vom 10. Dezember 1941 gedenken. Vor 75 Jahren wurden 25 Bocholterinnen und Bocholter jüdischen Glaubens in das Getto im lettischen Riga deportiert.

Das Haus, in dem Paul und Annemarie Löwenstein an der Bahnhofstraße 16 seit 1935 wohnten, war ab 1939 eines von vier so genannten Judenhäusern in Bocholt. In diese Häuser wurden Juden zwangsweise eingewiesen. Hier lebten sie unter oft sehr beengten Wohnverhältnissen in banger Erwartung einer ungewissen Zukunft.

Aus dem Haus Bahnhofstraße 16 wurden am 10. Dezember 1941 neun Menschen, der jüngste war der achtjährige Manfred Zytnik, in einen Bus getrieben. Dieser fuhr mit insgesamt 25 Bocholter Juden zum Sammellager Gertrudenhof, einer Gaststätte in Münster. Von dort wurden drei Tage später 403 Menschen in das Getto in Riga deportiert.

Keine Überlebenden

Niemand der neun getriebenen Menschen aus dem Haus an der Bahnhofstraße sollte die Deportation und die folgenden drei Jahre im Getto Riga und in den Konzentrationslagern Kaiserwald, Stutthof und Buchenwald überleben. Von den an diesem Tag insgesamt 25 Deportierten aus Bocholt überlebten nur zwei Frauen: Henny Hochheimer und Meta Metzger. Sie kamen 1945 zurück und wanderten kurze Zeit später in die USA bzw. nach Argentinien aus.

Erstes öffentliches Gedenken

In diesem erstmals nach 75 Jahren in Bocholt stattfindenden öffentlichen Gedenken am 10. Dezember 1941 werden die Schülerinnen und Schüler einen Text zur Deportation aus der Bocholter Kriegschronik und Berichte von Zeitzeugen lesen. Für die neun aus dem Haus deportierten Menschen legen sie Blumen nieder und entzünden Kerzen. Zu der Gedenkfeier sind die Bocholter Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen.

Das Gedenken wurde durch den VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften angeregt und geplant.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg, VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften, Reinhold Sprinz, E-Mail: rsprinz@mail.bocholt.de, Telefon +49 2871 252234


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Bertold Löwenstein
Wurde auch am 10. Dezember 1941 aus Bocholt deportiert und dort im Februar 1942 ermordet: Bertold Löwenstein, der Vorsitzende der Jüdischen Kultusvereinigung „Israelitische Gemeinde Bocholt“. Foto: Stadtarchiv Bocholt