Kreis Steinfurt. Kaufrausch - oft durch verlockende Internetangebote -, Partys, ein ausufernder Lebensstil – das sind Gründe, die zu einer Überschuldung junger Menschen führen können. Aber auch Jobverlust, Krankheit, Trennung vom Partner und ungebremster Konsum sind häufige Ursachen, die das statistische Bundesamt bei seiner letzten Erhebung als Auslöser für eine Finanzmisere junger Menschen unter 25 Jahre festgestellt hat. Hinzu kommen fehlende Kenntnisse über vertragliche Verpflichtungen, aber auch ein schlechtes Vorbild aus dem Elternhaus sowie zu wenig Eigenverantwortung.

Nicht nur in Großstädten, sondern auch in den ländlichen Gebieten wie im Kreis Steinfurt steigt die Verschuldungsrate von jungen Erwachsenen immer weiter an. Die höchste Zuwachsrate liegt bei jungen Schuldnern zwischen 18 und 25 Jahren. Viele junge Frauen und Männer haben schlichtweg den Überblick über ihre Finanzen verloren und benötigen dringend Hilfe.

Frühzeitige Prävention, um Schaden abzuwenden, bevor er entsteht - darauf setzt die Schuldnerberatung des Kreises Steinfurt. Seit 2011 hat es sich der Kreis Steinfurt mit einem Beratungsprojekt in den Schulen „Ohne Moos nix los“ zur Aufgabe gemacht, durch frühzeitige Aufklärung der ansteigenden Verschuldung von Jugendlichen den Kampf anzusagen.

Dazu gehen erfahrene ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die weiterführenden Schulen und bieten dort ihre Unterstützung an. So wird in der Klasse 8 das Thema „Sicherheit für mein Handy und Handyverträge“ behandelt. In den Schulklassen neun bis zwölf werden die Themen „Was kostet mein Leben“ und „Was passiert, wenn ich meine Schulden nicht bezahle“ erörtert.

Für die Abschlussklassen wird zusätzlich noch das Thema „Versicherungen – Sinn oder Unsinn“ angeboten. Schwerpunkt dieses Informationsangebotes ist, den Schülern, bevor sie die Schule verlassen, den Inhalt und Nutzen von Versicherungsverträgen vorzustellen, damit sie in der Lage sind, selber kritisch Versicherungsangebote zu hinterfragen.

„Es überrascht mich immer wieder, wie unwirklich oftmals die Vorstellungen der Schüler in Bezug auf ihre Einkommenssituation nach der Schule, als Auszubildender, junger Facharbeiter oder Angestellter sind. Eine eigene Wohnung und ein eigenes Auto stehen für sie ganz oben auf der Wunschliste für das weitere Leben. Dazu wollen Sie natürlich auch noch gut leben, ausgehen und ein tolles Handy haben“, so die ehrenamtliche Schuldnerberaterin Gertrud Lagemann, die von Beginn an dabei ist.

Die ehrenamtlichen Schuldnerberater möchten ihr Wissen aufgrund langjähriger Berufserfahrung im Umgang mit Geld an die jungen Menschen weitergeben. Sieben Männer und Frauen aus dem gesamten Kreis Steinfurt wurden durch spezielle fachliche und pädagogische Schulungen auf ihre Aufgabe vorbereitet. Gemeinsam mit der hauptamtlichen Projektleiterin des Amtes für Soziales und Pflege, Petra Dicke, wurden Konzepte für das Projekt erarbeitet. Regelmäßige Treffen dienen zum Erfahrungsaustausch und zur Weiterentwicklung des Projektes.

Das Beratungsangebot des Kreises wird von den Schulen gut angenommen, das zeigen die vielen Anfragen und positiven Rückmeldungen. So wurden im Schuljahr 2015/2016 insgesamt 5.380 Schülerinnen und Schüler in 269 Klassen aller Schulformen unterrichtet.

Die stetige Zunahme an Unterrichtsterminen führt dazu, dass dringend weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht werden. Sie werden auf ihre Aufgabe durch Schulungen vorbereitet. Wer sich vorstellen kann, diese ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen und sich zunächst informieren möchte, kann als Gast an einer Unterrichtsstunde teilnehmen.

Weitere Inforationen erhalten Interessierte bei der Schuldnerberatungsstelle des Kreises Steinfurt, Petra Dicke petra.dicke@kreis-steinfurt.de, Telefon: 02551 69-2840, oder bei den ehrenamtlichen Schuldnerberaterinnen Barbara Buss, Steinfurt, barbara.buss@me.com, Telefon: 02552 98461, und Gertrud Lagemann, Mettingen, gertrud-lagemann@gmx.de, Telefon: 05452 973097.