Bocholt, 17. Januar 2017
Holocaust-Ausstellung in #Bocholt erzählt Geschichte vom Ehepaar Löwenstein
"Beendete Hoffnungen" vom 26. Januar bis 28. Februar im Stadtmuseum / Vortrag zur Eröffnung
Bocholt (PID). „Beendete Hoffnungen - Das Ehepaar Löwenstein wurde nach Riga deportiert“ - So lautet der Titel eines Gedenkvortrags des VHS-Arbeitskreises „Synagogenlandschaften“ am Donnerstag, 26. Januar 2017, um 19.30 Uhr im Stadtmuseum Bocholt. Mit diesem Vortrag wird an den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erinnert.
An diesem Tag erinnert der Arbeitskreis seit 2001 durch Vorträge und Ausstellungen an die Menschen jüdischen Glaubens, die unmittelbar aus Bocholt deportiert und ermordet wurden. In diesem Jahr stehen Leben und Ermordung der Eheleute Annemarie und Paul Löwenstein im Mittelpunkt des Vortrages und der damit eröffneten stadtgeschichtlichen Ausstellung im Stadtmuseum. Sie wird unter dem Titel „Beendete Hoffnungen“ bis zum 28. Februar 2017 gezeigt werden.
Annemarie und Paul Löwenstein wurden ermordet
Der Fabrikant Paul Löwenstein war bis zum Ausscheiden seiner Familie aus der Firma Stern & Löwenstein an der Friesenstraße im Jahr 1932 deren Miteigentümer. Zusammen mit seiner Frau, der Lehrerin Annemarie Löwenstein, wohnte er in der Bahnhofstraße 16. Ab 1939 wurde das Haus zum sogenannten Judenhaus. Die Eheleute mussten acht jüdische Menschen aufnehmen, denen nach den Gesetzen der Nazis ihre Wohnungen gekündigt worden waren.
Geld für die Ausreise fehlte
Nach den entwürdigenden Erfahrungen der Pogromnacht 1938 entschlossen sich Annemarie und Paul Löwenstein, Deutschland zu verlassen. 1940 kaufte Paul Löwenstein ein Haus in Brasilien. Die Eheleute betrieben immer verzweifelter ihre Flucht nach Südamerika, ihnen fehlte nach der Zahlung der vorgeschriebenen „Judenbesitzabgabe“ jedoch das Geld für die Ausreise. Noch am 5. November 1941, als schon das Auswanderungsverbot für Juden erlassen worden war, beantragte Paul Löwenstein beim Oberfinanzpräsidenten in Münster die Zusendung von Umzugsgutlisten, die für eine Ausreise notwendig waren. Der Antrag wurde zurückgewiesen. Die Ausreise war gescheitert.
Deportiert am 10. Dezember 1941
Am 10. Dezember 1941 wurden die Eheleute mit 23 weiteren Bocholtern jüdischen Glaubens in das Ghetto Riga (Lettland) deportiert. Dort wurde Paul Löwenstein vor November 1943 ermordet. Seine Frau Annemarie wurde im Herbst 1944 aus Riga in das KZ Stutthof bei Danzig deportiert und dort am 20. Dezember 1944 ermordet.
Ausstellung erinnert an Ermordete
Auf 13 Schautafeln und in einer Vitrine wird im Stadtmuseum versucht, mit vielen Exponaten und Texten Leben und Ermordung von Paul und Annemarie Löwenstein darzustellen. Zugleich ist das tödliche Schicksal der Löwensteins exemplarisch für weitere Schicksale der aus Bocholt deportierten jüdischen Menschen.
Wie brutal die Ausgrenzung der Eheleute in der NS-Zeit war, ist schon daran zu sehen, dass nur von Annemarie Löwenstein ein Foto bekannt ist. Es befindet sich im Nachlass der Haushälterin der Löwensteins, Maria Niermann. Deren schriftlicher Nachlass war 2014 dem Stadtarchiv Bocholt übergeben worden.
Eröffnung am 26. Januar
Die Ausstellung wird am 26. Januar 2017 um 19.30 Uhr eröffnet. Nach einleitenden Worten durch den Leiter des Stadtmuseums, Georg Ketteler, sowie einem Grußwort von Bürgermeister Peter Nebelo führen die Kuratoren der Ausstellung, Josef Niebur und Hermann Oechtering, in die Ausstellung „Beendete Hoffnungen - Das Ehepaar Löwenstein wurde nach Riga deportiert“ ein.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist bis zum 28. Februar 2017 zu den Öffnungszeiten - täglich (außer montags) von 11 – 13 und von 15 - 18 Uhr sowie jederzeit nach Vereinbarung – im Stadtmuseum Bocholt, Osterstraße 66, 46397 Bocholt zu sehen. Führungen auf Anfrage (Tel. 184579).
Ausstellung und Vortrag wurden vorbereitet vom VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften, Bocholt und finden in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Westmünsterland e. V. und dem Stadtmuseum Bocholt statt.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Presse- und Informationsdienst, Bruno Wansing, Telefon +49 2871 953-571, E-Mail: bruno.wansing@mail.bocholt.de
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Geschichte: Anna Löwenstein
Einzig erhaltenes Foto von Anna Löwenstein, das sie um 1920 als junge Frau zeigt. Von Paul Löwenstein gibt es kein Foto sondern nur eine Unterschrift. Foto: Stadtarchiv Bocholt, Nachlaß Niermann Nr. 2.