Kreis Steinfurt/Rheine. Unbezahlte Überstunden, keine Bezahlung bei Urlaub und keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall - einige Erfahrungen, die auch Minijobber im Kreis Steinfurt regelmäßig machen. Deren Arbeitsbedingungen zu verbessern, darum ging es unter anderem in der gemeinsamen Themenwoche „Faire Arbeit - Fairer Wettbewerb" der jobcenter im Münsterland und der Regionalagentur Münsterland. Aus diesem Anlass hatte das jobcenter Kreis Steinfurt Minijobber aus unterschiedlichen Branchen zu einem Workshop nach Rheine eingeladen.
Jobcenter-Vorstand Karl-Heinz Hagedorn forderte die Teilnehmer bei der Begrüßung auf: “Machen Sie uns klüger. Sagen Sie uns, welche Situationen hilfreicher für Sie wären.“ Dieser Aufforderung kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerne nach. Sie berichteten über Zusagen, die seitens der Arbeitgeber nicht eingehalten werden, über den Druck, das Ausgenutzt-Werden, über die Angst um den Verlust des Minijobs und die Einstellung einiger Arbeitgeber die deutlich machten: „Mitarbeiter sind nachwachsende Rohstoffe“. Angeleitet von einem Moderatoren-Team um Monika Renger, Jürgen Freyer, Annika Schlienkamp und Rona Linnemann formulierten die Minijobberinnen und Minijobber Wünsche zur Verbesserung ihrer Situation. So solle das jobcenter Arbeitgeber mehr kontrollieren und diejenigen, die mehrmals negativ auffielen, nicht mehr bei der Vermittlung von Arbeitskräften berücksichtigen. Außerdem seien mehr Informationen über Rechte der Minijobber und über Fortbildungen, mehr Beratungen zu möglichen Perspektiven, mehr Unterstützung bei der Arbeitsaufnahme und mehr Bestärkung durch die Vermittler des jobcenters hilfreich. Darüber hinaus solle sich das jobcenter dahingehend engagieren, dass Politik und Gesetzgebung den Arbeitgebern attraktivere Rahmenbedingungen für sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bieten und Minijobs abschaffen.
„Da haben wir einen klaren Auftrag“, sagte Kreis-Sozialdezernent Tilman Fuchs im anschließenden Austausch mit den Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmern, von deren Schilderungen nachhaltig beeindruckt. Er dankte für die anschaulichen Beispiele und offenen Worte, die es dem jobcenter ermöglichten, sich bei anstehenden Planungen besser aufzustellen, wies aber auch darauf hin, dass die Arbeitswelt durch die Aktionen des jobcenters nicht von links auf rechts gedreht werden könne.
Ebenfalls volles Verständnis zeigte jobcenter-Leiter Thomas Ostholthoff. Er versprach: „Künftig werden wir Workshops dieser Art öfter anbieten. Auch an anderen Standorten.“
Für viele Teilnehmer neu waren die Möglichkeiten der Teilzeitqualifizierung und der betrieblichen Umschulung, auf die Karl-Heinz Hagedorn hinwies: „Sie können die Minijobs aufgeben und mit einer betrieblichen Umschulung weitermachen - in Teilzeit oder auch in Vollzeit.“ Auch die gesetzlich verankerten Rechte der Minijobber waren vielen Teilnehmern nicht klar. Mit diesem Wissen gestärkt zogen die Minijobberinnen und -jobber ein positives Fazit der Veranstaltung und zeigten Interesse an künftigen Workshops.