„Ein Modellprojekt im Kreis Steinfurt – das freut uns natürlich sehr. Es wäre sehr schön, wenn die Bewegung hier losgehen würde“, sagte Neyer gleich zu Beginn des Treffens. Falls das klappt, möchten Sander und Kammer mit den ersten Teams in Hörstel und Emsdetten starten.
Karl-Josef Laumann sprach zunächst über die Herausforderungen der Zukunft für den Pflegeberuf und machte unter anderem deutlich, dass die Personalknappheit auch weiterhin die große Herausforderung bleibe. Seiner Ansicht nach sei die Lösung nicht ausschließlich, den Pflegeberuf attraktiver zu machen, sondern auch, die Familien mit ins Boot zu nehmen.
Genau an diesem Punkt setzt auch das niederländische Pflegemodell „Buurtzorg“ an, was übersetzt Nachbarschaftshilfe bedeutet. Es rechnet nicht – wie bisher in Deutschland – nach Aufgaben ab, die die Pflegekräfte übernehmen, sondern nach Zeit. Ziel ist, den Patienten ein möglichst eigenständiges Leben zu ermöglichen und die Selbstfürsorge zu fördern, sprich nur diejenigen Aufgaben zu übernehmen, die die Patienten tatsächlich alleine oder mit Hilfe von Familienmitgliedern, Nachbarn oder Ehrenamtlichen nicht mehr schaffen – so bleibe dann auch mehr Zeit für Gespräche. Die Pflegekräfte übernehmen mehr Verantwortung in diesem Pflegemodell, sie organisieren und koordinieren die gesamte Unterstützung. Dadurch sei der Beruf viel beliebter und angesehener geworden – der Schlüssel gegen Personalnot. Zudem seien die Patienten deutlich zufriedener.
Laumann gab den Rat, Fördermöglichkeiten kurzfristig abzuklären. Entscheidend sei ein Konzept für den Kreis Steinfurt, das „in dem Rahmen bleibt, den die deutsche Pflegeversicherung vorgibt“. Dann kann – wenn weitere Partner wie die Pflege- und Krankenkassen mit ins Boot steigen – auch die deutsche Pflege revolutioniert werden.