Nr. 319 Kreis Steinfurt, 19. September 2024

#kreisklima: Infektionen mit Hantaviren und EHEC-Bakterien auf dem Vormarsch

Der Kreis Steinfurt und der Verein energieland2050 e.V. informieren über Zoonosen.

Kreis Steinfurt. Deutschland sieht sich mit verschiedenen gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Dazu gehören auch zoonotische Erkrankungen, kurz Zoonosen. Im Rahmen der Kampagne „#kreisklima – Bist du klimafit?“ zur Klimafolgenanpassung informiert der Kreis Steinfurt gemeinsam mit dem energieland2050 e.V. über dieses Thema.

Der Begriff Zoonosen leitet sich aus den griechischen Wörtern zoon (Lebewesen) und nosos (Krankheit) ab. Er beschreibt Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen oder Viren verursacht und wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Im Kreis Steinfurt, der durch den Teutoburger Wald und seine weitläufigen Buchenwälder geprägt ist, ist besondere Vorsicht geboten, da die natürliche Umgebung günstige Bedingungen für die Vermehrung von Nagetieren wie Mäusen bietet. „Letztere können durch eine Übertragung mit dem Hantavirus auf den Menschen eine Infektion auslösen“, sagt Merlin Rensing, Infektionsbiologe im Gesundheitsamt des Kreises Steinfurt.

Hantavirus-Infektionen verursachen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, die in schweren Fällen zu akuten Nierenschäden und Lungenproblemen führen können. Die Erkrankung beginne meist plötzlich und könne in einigen Fällen auch lebensbedrohlich verlaufen, warnt der Fachmann. Hantaviren können bereits durch den Kontakt mit kontaminiertem Staub, der mit Kot, Urin oder Speichel infizierter Nagetiere belastet ist, auf Menschen übertragen werden. Veränderungen in Klima- und Umweltbedingungen, wie etwa mildere Winter und intensivere Mastjahre bei Buchen, lassen die Population von Nagetieren ansteigen und erhöhen somit das Infektionsrisiko. Mastjahre, in denen Buchen verstärkt Bucheckern abwerfen, bieten den Nagetieren eine reichhaltige Nahrungsquelle, was deren Vermehrung begünstigen kann.

Doch mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Infektionsrisiko erheblich verringern. Wer in potenziell kontaminierten Bereichen wie Gartenhäusern, Holzstapeln oder Kellern arbeitet, sollte eine Staubschutzmaske (z.B. FFP2) tragen und Oberflächenbeläge möglichst nicht aufwirbeln, um das Einatmen von Staub zu vermeiden. „Falls ein totes Nagetier entdeckt wird, empfiehlt es sich, dieses vor der Entsorgung leicht zu befeuchten und bei der Entsorgung Einmalhandschuhe zu benutzen“, rät Merlin Rensing. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei bei den in Europa vorkommenden Hantavirus-Varianten nicht möglich.

Eine weitere Herausforderung stellen bakterielle Infektionen durch Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) dar. „Eine EHEC-Infektion kann zu schweren, mitunter blutigen Durchfällen führen und in seltenen Fällen das potenziell lebensbedrohliche hämolytisch-urämische Syndrom auslösen“, sagt Merlin Rensing. Letzteres bedeutet unter anderem akutes Nierenversagen und eine erhöhte Blutungsneigung. Betroffene leiden oft unter starken Bauchschmerzen, Übelkeit und Fieber. Die Erreger, die hauptsächlich in den Därmen von Wiederkäuern wie Rindern vorkommen, können insbesondere durch kontaminierte Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden. In landwirtschaftlich geprägten Räumen wie auch dem Kreis Steinfurt ist es daher wichtig, dieses potenzielle Infektionsrisiko zu kennen. Eine fäkal-orale Übertragung der Infektion von Mensch zu Mensch ist darüber hinaus ebenfalls möglich.

Die Klimaveränderungen, wie etwa steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster, können die Verbreitung von EHEC in der Umwelt begünstigen. Wärmere und feuchtere Umweltbedingungen unterstützen das Wachstum der Bakterien und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass diese durch Lebensmittel oder Wasser übertragen werden können. Auch kann Starkregen dazu führen, dass diese Bakterien von landwirtschaftlichen Flächen, auf denen zuvor Gülle ausgebracht wurde, in Gewässer oder auf andere Felder gelangen.

Allerdings gibt es zahlreiche einfache Maßnahmen, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. „Dazu gehören die einfachsten Hygieneregeln wie das gründliche Waschen von Obst und Gemüse sowie das vollständige Durchgaren von Fleischprodukten vor deren Verzehr“, weiß Merlin Rensing. Wichtig sei zudem, auf eine gründliche Handhygiene, besonders vor einer Mahlzeit und wenn Durchfallsymptome bestehen, zu achten.

Durch gemeinsames zielgerichtetes Handeln und bewusstes Verhalten können die Menschen im Kreis Steinfurt das Risiko einer Hantavirus- oder EHEC-Infektion deutlich reduzieren und so die Gesundheit der Gesamtbevölkerung fördern.

Weitere Informationen zu den verschiedenen Erregern gibt es auch online unter www.infektionsschutz.de.