Nr. 316 Kreis Steinfurt, 20. September 2024

Agri-PV: Doppelnutzung als Chance für Landwirtschaft und erneuerbare Energien

Fachtagung der Servicestelle Sonne stößt auf großes Interesse bei regionalen Akteuren

Kreis Steinfurt. Landwirtschaftliche Produktion mit der Erzeugung von Strom zu kombinieren, bietet Chancen in einer ländlichen Region wie dem Kreis Steinfurt. Das zeigen Forschungsergebnisse, die bei der Online-Fachtagung zum Thema „Agri-Photovoltaik“ (kurz Agri-PV) vorgestellt wurden. Die Servicestelle Sonne des Kreises Steinfurt hatte regionale Akteure eingeladen, sich über die Wirtschaftlichkeit und die Herausforderungen zu informieren.

Die Solarenergie stelle für den Kreis Steinfurt - wie für das gesamte Münsterland - das größte bisher ungenutzte Potenzial im Bereich der erneuerbaren Energien dar, betonte Landrat Dr. Martin Sommer in seiner Videobotschaft und stellte heraus: "Agri-PV ist ein Lösungsansatz, der das Spannungsfeld um die wertvolle Ressource ‚Fläche‘ entschärfen kann“. Mehr als 50 Vertreterinnen und Vertreter aus den Kommunen, der Landwirtschaft, der Lokalpolitik, dem Naturschutz und weitere Interessierte nutzten die Möglichkeit, sich auf den aktuellen Stand der Forschung bringen zu lassen. Die drei Referenten thematisierten die aus verschiedenen Projekten gewonnenen Erkenntnisse und berichteten unter anderem über Potenziale, Umsetzungsmöglichkeiten und Erträge bei Sonderkulturen. Die untere Naturschutzbehörde stand für Fragen rund um eine mögliche Realisierung zur Verfügung.

Dr. Matthias Meier vom Forschungszentrum Jülich präsentierte die neuesten Forschungsergebnisse aus Versuchsanlagen für offene und geschlossene Agri-PV-Systeme. Besonders hob er die Vorteile für Sonderkulturen wie Beeren und Blattgemüse, beispielsweise Spinat, hervor, die durch die Teilverschattung der Solarmodule besser gedeihen. Er verdeutlichte, dass Agri-PV im Vergleich zu konventionellen Freiflächen-Photovoltaikanlagen, bei denen die darunterliegende Fläche ungenutzt bleibt, eine Doppelnutzung ermögliche, die sowohl Energie- als auch Nahrungsmittelproduktion auf derselben Fläche vereint.

Der niedersächsische Land- und Energiewirt Henning Kruse berichtete über den Bau seiner Agri-PV-Anlage in Eigenregie. Seine Anlage auf der fast 18 Hektar großen Fläche in Lemwerder liefert neben Solarstrom gleichzeitig Futtermittel für Milchkühe und Rinder. Kruse betonte, dass solche Anlagen auch ohne Eigenkapital in Zusammenarbeit mit Hausbanken finanziert werden können. Darüber hinaus sei die Einbindung der Bürger vor Ort ein wertvolles Mittel zur Förderung der Akzeptanz solcher Projekte, indem man sie nicht nur informiert, sondern ihnen auch eine finanzielle Beteiligung ermöglicht. 

Die Buß Solar GmbH stellte ihr Projekt in Schernikau (Sachsen-Anhalt) vor: Eine Agri-PV-Anlage, die Luzerne und Ackergras als Doppelnutzung kultiviert. Dank zusätzlicher Innovationsförderung weise die Anlage eine deutlich höhere Rendite auf als herkömmliche Freiflächen-Photovoltaikanlagen, erläuterte Geschäftsführer Andre Buß. Doch selbst ohne die Förderung seien die Erträge der unterschiedlichen PV-Anlagen vergleichbar. Der große Vorteil der Agri-PV liege darin, dass der Ackerstatus der Fläche erhalten bleibe, was eine große Rolle bei der Besteuerung und für den Werterhalt der Fläche spiele. Denn Freiflächen-Photovoltaikanlagen würden als Sondergebiete erneuerbare Energien wie Gewerbegebiete behandelt. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren seien allerdings für Agri-PV aufgrund von Einzelfallprüfungen aufwendiger und zeitintensiver, machte der Betreiber deutlich.

Der Interessenkonflikt zwischen der Dringlichkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien auf der einen und dem Schutz unserer natürlichen Ressourcen auf der anderen Seite, ist aktueller denn je. Eine Doppelnutzung kann in bestimmten Maße dazu beitragen, diesen Konflikt zu entschärfen. Die angesprochenen Faktoren bei der Nutzung von Agri-PV machen eine sorgfältige Abwägung notwendig, weshalb die Servicestelle Sonne auch weiterhin einen intensiven Wissensaustausch zu diesem Thema organisieren wird.


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Agri_PV_(c) Forschungszentrum Jülich_Sascha Kreklau

©  Agri-PV©Forschungszentrum Jülich/ Sascha Krekla
Agri_PV_(c) Forschungszentrum Jülich_Sascha Kreklau

Die Servicestelle Sonne des Kreises Steinfurt hatte jetzt regionale Akteure eingeladen, sich über die Wirtschaftlichkeit und die Herausforderungen zum Thema "Agri-Photovoltaik", also die Kombination von landwirtschaftlicher Produktion mit der Erzeugung von Strom, zu informieren.