Neue Wege in Arbeit
Aktionswoche der kommunalen Jobcenter / Das Jobcenter im Kreis Borken stellt sich vor / Teil 5: Jobcenter-interne Projekte als Unterstützung bei Neuorientierung, Qualifizierung und Vermittlung
Kreis Borken.
So unterschiedlich wie die Namen der Menschen, die Leistungen nach dem SGB II erhalten, sind auch ihre Lebenswege. Um dieser Vielfalt gerecht werden zu können und auch Kundinnen und Kunden zu erreichen, für die das „klassische“ Maßnahmenangebot nicht passend ist, wurden die sogenannten „Jobcenter-internen“ Projekte entwickelt. Die hohe Kundenorientierung im Jobcenter und die Nähe der Fachkräfte zu ihren Kundinnen und Kunden bieten guten Voraussetzungen dafür.
Die Projekte finden in Gruppen statt, gleichwohl ist eine individuelle Ansprache gewährleistet. Mit Hilfe verschiedener Methoden und Techniken wird ein Prozess angestoßen, um sich persönlich und auch beruflich (weiter)entwickeln zu können und damit das Ziel, wieder finanziell unabhängig von SGB II-Leistungen zu werden, zu erreichen.
Anhand der Beschreibung einer Kundin, die an einem der Projekte teilgenommen hat, lässt sich beispielhaft zeigen, welche Veränderungsprozesse in Gang kommen können:
Nina, 36, alleinerziehende Mutter von drei Kindern, hat mit 16 Jahren auf Druck der Eltern eine Ausbildung absolviert. Mit diesem Beruf wurde sie nie „warm“, hatte die „Wahl“ doch in der Gewalttätigkeit des Vaters ihren Ursprung. Sie fiel in ein „Loch“, bekam später die Kinder und nahm nach der Elternzeit verschiedene Putzjobs an. Mehr traute sie sich nicht zu. Ihr Fallmanager erkannte ihr Potential und ermutigte sie, an einem Jobcenter-internen Projekt teilzunehmen. Die Gruppe – alles Menschen, die ebenfalls arbeitslos waren – tat ihr gut; besonders die Anerkennung, die ihr begegnete, als sie vermeintlich „langweilige“ Geschichten aus ihrem Leben schrieb und in der Gruppe vorlas. Die anderen Teilnehmenden fanden in diesen Geschichten Eigenschaften und Fähigkeiten, von denen Nina niemals gedacht hätte, dass sie ausgerechnet ihr zugeschrieben würden. Unglaube und zaghafter Stolz waren ihre ersten Reaktionen.
Nach und nach traute sie sich immer mehr zu und entwickelte ein Zielbild, eine Vision für ihre berufliche Zukunft. Einer ihrer Jobs in einem Altenpflegeheim gefiel ihr besonders gut. Aber es war nicht das Putzen, sondern der Umgang mit den älteren Menschen, die sie gern unterstützte und ermunterte. Und deren Freude hierüber tat ihr gut. Diese Puzzleteilchen fügten sich im Laufe des Projekts zu einem Gesamtbild zusammen und mehr und mehr ergab sich eine berufliche Neu-Orientierung in Richtung Altenpflege. Ihre Motivation, ihre Empathie und ihr Fleiß machten es möglich, dass sie heute als examinierte Altenpflegerin ein Einkommen erwirtschaftet, mit dem sie und ihre Kinder finanziell unabhängig sind.
Die Methoden, die während der Projekte zum Einsatz kommen, fördern gezielt die Potentiale der Teilnehmenden zutage. Oft wissen sie noch gar nicht, was in ihnen steckt, teilweise haben sie es auch vergessen. Gerade die persönlichen Geschichten, die über kleine Erfolge im Leben berichten, stärken das Selbstwertgefühl und damit die Selbstwirksamkeit. Das ist für viele eine völlig neue Erfahrung. Die Kombination aus (wieder-)entdeckten Talenten, einer Vision von dem, was man erreichen möchte und der erfolgreichen Bearbeitung von Hindernissen macht es möglich, dass Menschen (wieder) ins Handeln kommen und bleiben.
Zum Hintergrund: Jobcenter-interne Projekte
Bei den Jobcenter-internen Projekten handelt es sich um Angebote der Aktivierung und Vermittlung, die mit Jobcenter-eigenem Personal in den Räumlichkeiten der örtlichen Jobcenter Bocholt, Borken und Gronau durchgeführt werden. 2013 wurden erste Projektansätze erprobt. Seitdem haben sich die Projekte inhaltlich und personell stetig weiterentwickelt. 2016 und 2017 erfolgte eine offizielle Modellphase – seit Anfang 2018 sind die Projekte als dauerhaftes Angebot etabliert. Gegenüber klassischen Maßnahmen besteht der Vorteil darin, dass das Jobcenter die Zielgruppen der einzelnen Durchläufe festlegen und die Inhalte und Methoden selbst gestalten und jederzeit anpassen kann. Die Angebote sind auch offen für Leistungsberechtigte aus den umliegenden Kommunen. Im Bedarfsfall können auch vergleichbare Angebote als „mobile“ Variante durch das Jobcenter des Kreises angeboten werden.
Pressekontakt: Kreis Borken, Ellen Bulten 02861 / 82-2111
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