Der Plan der Hansestadt Hamburg, vor der Vogelinsel Scharhörn Schlick zu verklappen, hat nicht nur bei der Stadt Cuxhaven für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Umweltverbände, aber auch das Land Niedersachsen sowie der Landkreis Cuxhaven und die Samtgemeinde Land Hadeln lehnen das Vorhaben strikt ab. Aus diesem Grund hatte Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer die Hamburger Seite zum runden Tisch mit Beteiligten aus dem niedersächsischen Umweltministerium, der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie der Verwaltung eingeladen, um die Bedenken und Folgen für Cuxhaven sowie die gesamte Region näher zu erläutern und um gemeinsam nach Alternativen und einer langfristigen Lösung zu suchen.
Andreas Rieckhof, Staatsrat der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation, sowie Claudia Flecken, Leiterin für Infrastruktur Wasser der Hafenbehörde HPA, gaben am Dienstag im Rahmen des Gesprächs – wie schon wenige Tage zuvor in einer digitalen Medienrunde – Erläuterungen zu den Planungen Hamburgs. Auch in Cuxhaven verdeutlichten sie, dass es erklärtes Ziel des Senats sei, die extreme Kreislaufbaggerei bei der Elbinsel Neßsand mit rund vier Millionen Tonnen Schlick jährlich deutlich zu reduzieren, weil sie ökonomisch wie ökologisch nicht vertretbar sei.
Zur Erklärung: Das geplante Vorhaben vor Scharhörn
Die Verklappung von gering belastetem Schlick aus der Bundeswasserstraße Elbe auf Hamburger Hoheitsgebiet in der Außenelbe bei Scharhörn sei ausschließlich für Oktober bis Mitte März in einer Größenordnung von rund einer Million Tonnen Trockensubstanz sowie für zunächst zwei Jahre vorgesehen. Die Verbringung dorthin ergänze lediglich die Verklappung bei der Tonne E 3 vor Helgoland, wo jährlich bis zu 1,5 Millionen Tonnen Schlick sowohl aus der Bundeswasserstraße als auch aus dem Hafen zwischen Januar und Mai verklappt werden können. Dabei beruft sich die Hamburger Seite auf den Planfeststellungsbeschluss der Fahrinnenanpassung und die Bundeswasserstraßengesetzgebung, sodass ihrer Ansicht nach eine wasserrechtliche Erlaubnis für die Verbringung des gering belasteten Baggerguts in die Hamburger Außenelbe nicht erforderlich sei, weil im Bereich der Bundeswasserstraße verklappt werde. Genauer gesagt: auf einer Fläche mit 1200 mal 160 Meter bei Scharhörn.
Cuxhaven stellt Widersprüche in der Prognose fest
Die Stadt Cuxhaven stellt indes Widersprüche in der über 600 Seiten starken Auswirkungsprognose der Hamburg Port Authority fest. Konkret gehe es um Feinsedimente, die zum allergrößten Teil nicht an Ort und Stelle liegen bleiben, sondern verdriften würden. Laut Prognose lande auch ein geringer Teil an den Cuxhavener Stränden und in der Grimmershörnbucht, was wiederrum die Lebensqualität für die Bevölkerung und auch für den Tourismus belasten könnte. Weiter erkennt die Stadt Cuxhaven in dem Papier, dass ein Teil des Schlicks, der auch das Cuxhavener Watt- und Strandgebiet erreichen könnte, mit Schadstoffen belastet sei. Rechnerisch könnte der Wattaufwuchs vor Cuxhaven bis zu zehn Kilogramm pro Quadratmeter betragen, was im Uferbereich rund einen Zentimeter ausmachen würde.
Unter anderem aus diesen genannten Gründen erteilen neben der Stadt Cuxhaven auch das Land Niedersachsen und die weiteren Behörden und Umweltverbände dem Vorhaben Hamburgs eine klare Absage. Rechtliche sowie weitere inhaltliche Prüfungen sollen Seitens des niedersächsischen Umweltministeriums in Kürze abgeschlossen sein.
„Ich kann die Hamburger Probleme gewiss weit verstehen, aber wir werden sie nicht auf Kosten Cuxhavens lösen“, erklärt Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer. In dem Gespräch kritisierte er auch deutlich die fehlende Kommunikation Hamburgs mit den betroffenen Regionen. „Cuxhaven trägt hier eine Mitverantwortung im Bereich Klima- und Umweltschutz – besonders mit Blick in die Zukunft. Dieser Verantwortung können wir aber nicht gerecht werden, wenn wir übergangen werden“, machte Santjer deutlich. Er forderte hingegen den „Gesprächsfaden aufzunehmen“ und gemeinsam mit Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und auch dem Bund eine kollektive und langfristige Lösung zu suchen. Dabei gilt es den Blick auf zukunftsfähige Alternativen zu richten. Zu prüfen sei laut Santjer, ob der ausgebaggerte, gereinigte und unbelastete Schlick nicht in einigen Jahren für benötigte Deicherhöhungen genutzt werden könnte oder für künstliche Energieinseln in der Nordsee, auf denen Offshore-Anlagen errichtet werden könnten, wie es unter anderem das Nachbarland Dänemark bereits betreibt.
Pressekontakt: Stadt Cuxhaven, Pressekontakt: Stadt Cuxhaven, Marcel Kolbenstetter (marcel.kolbenstetter@cuxhaven.de)