Im Rahmen von LISE stellt das Land NRW Mittel zur Verfügung, um kulturelle Zeugnisse der Vergangenheit – also das kommunale Gedächtnis – dauerhaft zu konservieren. In NRW wird das Projekt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) durchgeführt. Hintergrund ist, dass ab 1840 Papier als Massenware hergestellt wurde – mit dem Nachteil, dass Papier bis etwa 1970 sehr säurehaltig war. „Im Ergebnis zerfrisst sich das Papier quasi selbst. Mehr als 50 Jahre alte Bücher zerbröseln regelrecht in der Hand. Diesen Prozess wollen wir aufhalten“, erläutert Stadtarchivar Lukas Grawe. Die Stadt Warstein hat im vergangenen Jahr den Bedarf angemeldet, und in der Folge prüfte eine LWL-Mitarbeiterin in Warstein, welche Dokumente dafür in Frage kommen. „Schriftgut von 1920 bis 1950 hat erfahrungsgemäß den höchsten Säuregehalt. Gleichzeitig ist es eine sehr geschichtsträchtige Zeit, mit der Weimarer Republik, der NS-Zeit und den ersten Jahren nach dem Krieg. Hier ist die Dringlichkeit am höchsten“, so Lukas Grawe. Es handelt sich beispielsweise um Sachakten der Amtsverwaltung oder Dokumente des Einwohnermeldeamtes.
Ende März hat ein Dienstleister 128 Akten in 40 Kisten zur Entsäuerung abgeholt. Nach der Entsäuerung wurden sie jetzt in neuen Archiv-Schachteln zurückgebracht. Lukas Grawe: „Die Papiere selbst sehen genauso aus wie vorher, allerdings sind sie jetzt basischer, so dass sie erheblich länger haltbar sind.“ Die Aufbereitung der Akten wird von LISE bezuschusst, lediglich ein Selbstbehalt von 1.400 Euro bleibt für die Stadt Warstein.
„Im Rahmen der Interkommunalen Zusammenarbeit der Kommunen Anröchte, Erwitte, Rüthen und Warstein im Archivbereich sind wir übereingekommen, dass ab jetzt jede Kommune jährlich Geld für die Entsäuerung ausgeben wird. Der Erhalt unseres Stadtgedächtnisses ist wichtig, und es ist günstiger jetzt Geld zu investieren als später noch mehr Geld für die Restaurierung auszugeben“, unterstreicht Lukas Grawe.
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Ein Stadtarchiv wächst stetig
Das ständig wachsende Stadtarchiv, das Lukas Grawe aktuell ordnet und aufbereitet, befindet sich im Haus Kupferhammer und ist – nach einer kurzen Anmeldung beim Stadtarchivar – öffentlich zugänglich. Zu entdecken gibt es hier Dokumente aus knapp 700 Jahren, darunter auch alte Akten der Verwaltungen. Zudem haben viele Vereine und Institutionen sowie Stiftungen und Firmen ihre Archivakten hier hinterlegt. Stadtarchivar Lukas Grawe betont: „Alle, die noch alte Dokumente wie beispielsweise Protokolle von Vereinssitzungen besitzen, und nicht wissen wohin, können diese gerne ins Stadtarchiv geben. Für kommende Generationen kann es spannend sein, lebhafte Details über das Stadtleben zu erfahren.“
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