Wolfhagen / Landkreis Kassel. Alles wirkt auf den ersten Blick so einfach: Viele Geflüchtete sind hochmotiviert und wollen gerne arbeiten. Auf der anderen Seite suchen einige Branchen händeringend nach Fachkräften. Wie etwa in der Pflege. Und doch ist es oft ein steiniger Weg, beide Seiten zusammen zu bringen. Die neue „Modellausbildung Altenpfleger/Altenpflegehelferin“, die die Herwig-Blankertz-Schule in Wolfhagen in Kooperation mit dem Diakonischen Aus- und Fortbildungszentrum in Hofgeismar anbietet, will neue Wege öffnen.
Darauf hofft auch Fereydoun Hosseini, der vor zwei Jahren aus Afghanistan nach Nordhessen kam. Der 21-Jährige will ab August im Seniorenzentrum „Haus Phoenix“ am Teichberg in Wolfhagen die Modellausbildung zum Altenpflegehelfer beginnen. Während eines Praktikums lernte er den Pflegebereich im „Haus Phönix“ bereits kennen und bekam eine sehr gute Beurteilung. Nun ist es sein „absoluter Traumberuf“.
Die „Integrierte Bildungsmaßnahme zur Berufsvorbereitung in Teilzeitform und Ausbildung zur Altenpflegehelferin/Altenpfleger“, so die offizielle und etwas sperrige Bezeichnung, richtet sich an speziell an Geflüchtete und ermöglicht es den Teilnehmern die zwei Jahre dauernde praktische Berufsausbildung mit zwölf Stunden Unterricht in der Schule zu verbinden, bei der es vor allem um die weitere Verbesserung der Deutschkenntnisse geht. Bei Erfolg winkt am Ende nicht nur eine abgeschlossene Ausbildung, sondern auch der Hauptschulabschluss. Wer will, kann dann sogar die Ausbildung zum Altenpfleger draufsatteln. Und das ist auch das Ziel von Fereydoun Hosseini.
Angesprochen auf die Reaktion der Bewohner des Hauses, berichtet der junge Afghane nur Positives. Statt Vorurteilen, sei ihm von den alten Menschen viel Freundlichkeit und sogar Dankbarkeit entgegen gebracht worden, betont er. Und auch mit den Pflegekräften habe er sich während des Praktikums prima verstanden. Überhaupt wolle er sehr gerne mit Menschen arbeiten und ihnen helfen.
Unterstützung erhält er dabei von Einrichtungsleiterin Rita Wefing: „Dass wir in Deutschland dem Pflegenotstand entgegen wirken müssen ist allen klar“, betont sie. „Und das geht aus meiner Sicht besser mit der Ausbildung der zugewanderten Menschen, als mit der Rekrutierung ausländischen Fachpersonals.“ Neben Fereydoun Hosseini sei sie deshalb gerne bereit noch weitere Geflüchtete auszubilden.
„Wir sollten die Ressourcen der Geflüchteten nutzen“, appelliert auch Kathrin Schacht, die Integrationsmanagerin des Landkreises Kassel, „denn davon können wir alle profitieren.“ Der Geflüchtete, der durch die Integration in Arbeit auch sozial integriert wird und das wichtige Gefühl der Wertschätzung erfährt. Aber auch der Arbeitgeber, der motivierte Arbeitskräfte gewinne.
Im Übrigen könne auch jeder Bürger Geflüchteten bei der Integration in den Arbeitsmarkt helfen, betont Schacht. Entweder als ehrenamtlicher Integrationslotse oder auch durch eine kleine Spende an das Projekt „Refugees‘ Day“ (siehe Hintergrund).
Hintergrund:
Der Landkreis Kassel nimmt in diesem Jahr mit dem „Refugees‘ Day“ erstmals am Deutschen Integrationspreis teil. Dieser wird von der Hertie-Stiftung vergeben, die damit überzeugende Projekte für Geflüchtete fördern will. Der Preis besteht aus zwei Teilen: Der Finanzierung und der Auszeichnung. Die Finanzierung erfolgt durch die Kombination von Crowdfunding und Stiftungsförderung. Dazu findet ein gemeinsamer Crowdfunding-Contest statt, in dem das beste Projekt bis zu 15.000 Euro erhält. Eine Jury wählt danach unter den erfolgreichen Contest-Projekten die drei Träger des Integrationspreises aus, der insgesamt mit 100.000 Euro dotiert ist. Das Crowdfunding für den „Refugees‘ Day“ läuft noch bis 9. Mai. Interessierte können sich auf der Internetseite www.startnext.com/refugees-day informieren und spenden.
Pressekontakt: Pressestelle LANDKREIS KASSEL, Harald Kühlborn
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