Meldung vom 01.10.2018
Offene Worte und wichtige Lehren
Gründer berichten bei ScrewUp-Night vom Fallen und Wiederaufstehen

Ein langer Tunnel. Von Rost gefärbte Metallbögen und Gitter halten die Steine davon ab, ihn sofort zu verschließen. Alle paar Meter sorgen kleine Lampen für ein wenig Licht. Im Tunnel: Rund 100 Menschen, die Augen auf die hölzerne Bühne in der Mitte gerichtet. Es ist still. Ein tiefes Atmen ertönt über die Lautsprecheranlage.

Eva-Maria Siuda holt tief Luft, ihre Stimme gewinnt wieder an Kraft: „Heute geht es mir super. Ich mache das, was ich liebe.“ Das war nicht immer so. Siuda ist eine von vier „Speakern“ der zweiten ScrewUp-Night des Startercenters Kreis Recklinghausen. Sie steht auf dem unauffälligen Podest im Kohlenkeller Herten – einem ehemaligen Lehrstollen der Zeche Ewald – und erzählt von ihren Erfahrungen mit der Selbstständigkeit. „Ich habe echt Lehrgeld gezahlt“ und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Bei der ScrewUp-Night geht es um die negativen Erfahrungen, die Gründer gemacht haben. Sie erzählen ihre Geschichte, um andere vor den gleichen Fehlern zu bewahren und ihnen Mut zu geben, immer wieder aufzustehen. Eva-Maria Siuda machte sich bereits in ihrer Studienzeit mit einem Taxiunternehmen selbstständig. Taxifahren war ihr Ding, sie traf spannende Menschen, liebte die Freiheit. Doch mit Zahlen befasste sie sich wenig – was ihr am Ende zum Verhängnis werden sollte. Forderungen des Finanzamts in Höhe von insgesamt rund 100.000 D-Mark und eine Strafanzeige wegen Steuerhinterziehung waren das Ergebnis. Bei ihrem Vortrag ist das der Moment, an dem ihre Stimme bricht, das Gefühl der Hilflosigkeit von vor über zwanzig Jahren sie ein weiteres Mal zu übermannen scheint. Heute ist sie übrigens diejenige, die bei der Starterwerkstatt des Startercenter Neugründern den richtigen Umgang mit Zahlen erklärt.

Das besondere an der ScrewUp-Night? Es geht nicht darum, jemanden vorzuführen. Und das spürt man. Es herrscht eine Atmosphäre voller Verständnis, Mitgefühl und Respekt. Das heißt aber nicht, dass nicht auch mal gelacht werden darf. So zum Beispiel beim ersten und gleichzeitig jüngsten Speaker auf der Bühne, dem 26-jährigen Fotografen Tim Simon. Er ist einer derjenigen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Doch auch das gelang nicht ohne mehrfaches Hinfallen und wieder Aufstehen. Nach der ersten Beratung beim Startercenter und mit dem Businessplan unter dem Arm holte er sich nicht nur bei einer, sondern bei gleich drei Banken eine Absage. „Heute bin ich dafür sehr dankbar, ich hatte meinen Finanzrahmen viel zu hoch gesetzt“, gesteht er. Seine Geschichte überzeugt sonst durch sehr viel Willen und Engagement. Seine Ausbildung zum Fotografen hat er in nur einem statt drei Jahren abgeschlossen.

Der berufliche Weg von Speaker Dr. Hans-Jürgen Gralke war hingegen kurvenreich. Heute tourt er mit einem veganen Foodtruck durch die Region, vorher produzierte er lange Jahre sehr erfolgreich Musik. Und zwischen Musik und Kulinarik ging er noch einmal an die Uni und promovierte sogar. „Das war eine falsche Entscheidung, die nicht glücklich macht“, weiß er heute. Als er letztendlich die Stelle an der Universität kündigte, wusste er nicht, was kommen würde. „Ich kam durch einen Freund auf die Idee, der Streetfood-Events organisiert“, erzählt Gralke. Noch kann er nicht von seinem neuen Standbein leben, aber glücklicher ist er allemal.

Mit viel Spannung erwartet, betrat Ingo Anderbrügge als letzter Gast die Bühne von Moderator Marco Laufenberg. Der „Dattelner Junge“, wie sich Anderbrügge selbst mehrfach nennt, hat sich schon während seiner Karriere gewünscht, auch nach dem Profisport noch erfolgreich zu sein. Gelungen ist ihm das mit zwei Sportgeschäften, die seine große Leidenschaft waren, und seiner eigenen Fußballschule. Wo er Fehler gemacht hat? „Für meinen ersten Laden habe ich eingekauft, war begeistert von Trikots und Schuhen und all den Dingen, die ich in meinem Geschäft sehen wollte. Am Ende hatte ich so viel bestellt, dass es weder in den Laden, noch ins Lager passte.“ Glücklicherweise haben sich die Verkäufer am Ende auf Retouren eingelassen.

Anderbrügge erzählt sehr offen, von sich und von Menschen, die ihn während seiner Karriere begleitet haben und es zum Teil noch heute tun. Namen wie Rudi Assauer, Mike Büskens oder Jörg Berger fallen immer wieder. „Das wichtigste ist, niemals aufzugeben! Man muss immer einmal mehr aufstehen als hinfallen“, fasst er zusammen – sein Motto und gleichzeitig sein Tipp für alle Gründer an diesem Abend.


Das Startercenter Kreis Recklinghausen
Beim Startercenter des Kreises Recklinghausen erhalten Gründerinnen und Gründer sowie junge Unternehmen aus allen Bereichen kostenlose Informations- und Beratungsleistungen. Die Angebote reichen von der Erstberatung über die Intensivberatung bis hin zur Information und Beratung über Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten. Neben der Beurteilung von Businessplänen und dem Erstellen von Gründungsfahrplänen können im Startercenter Zuschüsse zu Beratungs- und Coachingkosten beantragt werden. Es gibt Hinweise auf Seminare zum Thema Gründung und Unternehmensführung, Hilfestellung bei der Beantragung von Kleinkrediten (KfW-StartGeld) und bei Qualifizierungsbedarf wird eine Weiterbildungsberatung angeboten.

Aber auch eigene Seminare und Workshops führt das Startercenter durch. Bei Veranstaltungsformaten wie der ScrewUp-Night oder der Visitenkarten-Party geht es zudem ums Netzwerken und den Austausch  der Gründer untereinander.
 



Pressekontakt: Öffentlichkeitsarbeit, Lena Heimers, Telefon: 02361/53-2327, E-Mail: l.heimers@kreis-re.de

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ScrewUp-Night 2018
Das Team der ScrewUp-Night 2018 - Die Mitarbeiterinnen des Startercenters gemeinsam mit den vier Speakern und Moderator Marco Laufenberg.
ScrewUp-Night 2018
Auch nach der Fußball-Karriere erfolgreich: Eurofighter Ingo Anderbrügge. Quelle: Sabrina Didschuneit / Mittendrin Fotografie
ScrewUp-Night 2018
Vom wissenschaftlichen Mitarbeiter zum veganen Foodtruck-Besitzer: Dr. Hans-Jürgen Gralke. Quelle: Sabrina Didschuneit / Mittendrin Fotografie
ScrewUp-Night 2018
Sie rührte alle Zuhörer mit ihrer Geschichte: Eva-Maria Siuda. Quelle: Sabrina Didschuneit / Mittendrin Fotografie
ScrewUp-Night 2018
Fragen aus dem Publikum. Quelle: Sabrina Didschuneit / Mittendrin Fotografie
ScrewUp-Night 2018
Quelle: Sabrina Didschuneit / Mittendrin Fotografie
ScrewUp-Night 2018
Der erste und auch jüngste Speaker der Runde: Fotograf Tim Simon. Quelle: Sabrina Didschuneit / Mittendrin Fotografie


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Der Kreis Recklinghausen ist mit über 630.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Kreis Deutschlands. Besonders auffällig ist in diesem Kreis die Vielfalt: Von der Industriezone des Ruhrgebiets zu den ländlichen Strukturen des Münsterlandes gibt es im Kreis Recklinghausen alle Facetten zu sehen und zu erleben. In der Region finden Einwohner und Besucher einen bunten Mix an kulturellen Angeboten – angeführt von den Ruhrfestspielen und dem Grimme Preis über Kleinkunst und Kabarett bis zu Konzerten aller Art. Der „Vestische Kreis", wie er auch genannt wird, überrascht mit viel Grün und Wasser. Die Haard und die Hohe Mark laden zu kleineren und größeren Wanderungen, Ausritten und Radtouren ein, von den Bergehalden des Reviers hat man eine beeindruckende Aussicht über das mittlere Ruhrgebiet bis hin zum Münsterland. Zum Kreis Recklinghausen gehören zehn Städte: Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Gladbeck, Haltern am See, Herten, Marl, Recklinghausen, Oer-Erkenschwick und Waltrop. Die Kreisverwaltung Recklinghausen ist unter anderem zuständig für das Straßenverkehrsamt, das Gesundheitswesen, Veterinäramt, Katastrophen-, Zivil- und Feuerschutz, Geodaten, Erziehungsberatung, sie ist Umwelt- und Wasserbehörde und vieles mehr. Alle Dienstleistungen der Kreisverwaltung gibt es im Internet: www.kreis-re.de.


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