Münster (SMS) Fast jeder Umzug ist aufwändig. Aber wenn das Stadtarchiv seine Kisten packt, ist einiges mehr zu bedenken als im Normalfall. Seit Februar ist ein dreiköpfiges Koordinationsteam damit beschäftigt, den Wechsel in die Speicherstadt Nord vorzubereiten. Dort soll am 22. November das "neue" Stadtarchiv seine Pforten für die Öffentlichkeit öffnen. An der alten Stätte, im Lotharinger Kloster, wird in Zukunft das Standesamt seine Heimat finden.
"Bevor die Umzugskartons in die Speicherstadt in Coerde gebracht werden, haben wir jedes Archivale in die Hand genommen und seinen Zustand überprüft", beschreibt Dr. Hannes Lambacher akribische Vorarbeiten. Urkundentaschen, 15 000 Kartons und 20 000 Mappen mussten erneuert werden. "Verschmutzte Archivalien wurden vor dem Verpacken gereinigt, denn der Staub der Jahrzehnte kann alten Akten empfindlich zusetzen", erläutert der stellvertretende Archivleiter.
Vier Hilfskräfte haben fast drei Monate lang das Archivgut gereinigt, "umgebettet" und neu verpackt. Die neue Verpackung ist ein wichtiger Schritt zur Zukunftssicherung der historischen Unterlagen. Bisher waren die Archivalien teilweise sehr eng gelagert, so dass sich bei jeder Nutzung eine mechanische Belastung ergab; sprich: das Papier war unnötiger Reibung ausgesetzt.
Säurefreie Archivkartons
"Es mussten neue, säurefreie Archivkartons und Mappen angeschafft werden, um die alten, nicht immer archivtauglichen Schutzhüllen der Archivalien zu ersetzen", umschreibt Christa Wilbrand, Mitglied im Planungsteam, den Aufwand. Es war nötig, Spezialfirmen ausfindig zu machen, die die erforderlichen säurefreien Mappen und Kartons herstellen.
Es werden nicht nur Archivalien auf den Weg nach Coerde gebracht. "Mit auf die Reise gehen auch 15 000 Bibliotheksbücher, 3000 Pläne und Karten, 2000 Mikrofilme, 2000 historische Zeitungsbände und mehr als 25 000 Fotos", deutet Anja Gussek-Revermann, weiteres Mitglied im Koordinationsteam, den logistischen Aufwand an. Hinzu kommen die Restaurierungswerkstatt mitsamt Technik und die üblichen Umzugsobjekte.
Den letzten Schritt in der Organisationskette übernimmt eine Spedition. Sie führt das gesamte Umzugsgut aus den bisher drei Standorten des Stadtarchivs am neuen Domizil in Coerde zusammen.
Schnelle Recherche im Lesesaal
Nach dem Standortwechsel werden die Nutzer dann die vielen Vorteile des "neuen" Archivs wahrnehmen können. Gewünschte Archivalien können erheblich schneller als bisher eingesehen werden. Die Bündelung an einem Ort macht das möglich. Der großzügige Lesesaal ist mit 15 Arbeitsplätzen ausgestattet. Drei Benutzer-PC stehen für die blitzschnelle Recherche zur Verfügung. Lesegeräte, an denen Mikrofilme eingesehen werden können, sind gesondert aufgestellt. Damit stören die Betriebsgeräusche nicht die anderen Besucher. Alle Arbeitsplätze befinden sich in direkter Nachbarschaft zur Bibliothek. Kurze Wege also für die Gäste eines Stadtarchivs ohne Enge.
Neu sind ab 25. November auch die Öffnungszeiten. "Wir werden das Archiv durchgehend öffnen", kündigt Dr. Hannes Lambacher an. Die Zeiten: dienstags und mittwochs von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr und freitags bis 13
Uhr.
Foto: Tausende von Archivalien müssen im Stadtarchiv vor ihrem Umzug geprüft und sicher verpackt werden. Dafür sorgen (v.li.) Christa Wilbrand, Dr. Hannes Lambacher und Anja Gussek-Revermann. Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung honorarfrei.
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