Münster. (SMS) Detailreiche Malerei, güldenes Dekor, proppere Putten und ein farbenfrohes Wappen - die Schauwand hinter dem Altar in Münsters Dominikanerkirche zeigt sich in barocker Pracht "und ist in verheerendem Zustand", so das nüchterne Resümee von Nora Möller. Die Studentin muss es wissen: Von einem deckenhohen Gerüst aus untersucht sie das Altarretabel, so der Fachbegriff, um ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept zu erarbeiten.
Die junge Münsteranrin studiert am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft an der Fachschule Köln und hat sich für ihre Masterarbeit das Altarretabel vorgenommen. Bis Anfang nächsten Jahres wird sie das Prunkstück aus Holz mit Akribie, Geduld und kritischem Blick millimetergenau begutachten. Geschnitzt hat die Schauwand zwischen 1698 und 1708 Heinrich Gröne in Paderborn, wo sie zunächst auch in der Gaukirche stand. Erst 1903 fand sie ihren Weg in die, heute städtische, Dominikanerkirche.
Dort steht der Altar im Chorraum, der durch eine Wand vom Hauptraum getrennt ist. Und in dieser Sakramentskapelle herrschen nicht gerade ideale Klima-Bedingungen für das Kunstwerk. "Vermutlich hat das Holz auf Schwankungen der Luftfeuchtigkeit reagiert", sagt Nora Möller. "Es haben sich ganze Farbschichten-Pakete großflächig vom Holz gelöst." Anke Dreyer, Restauratorin bei der Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), bestätigt, dass die Abplatzungen im Vergleich mit anderen Altären ungewöhnlich stark sind.
Mit "Facings", einer Art Pflaster, hat Nora Möller erstmal an vielen Stellen dafür gesorgt, dass sich die Situation nicht verschlimmert. Ehe es an die Restaurierung gehen kann, ist aber noch vieles zu klären. Zunächst hat die angehende Restauratorin in den Archiven erforscht, wie häufig und mit welchen Methoden und Materialien die Schauwand bislang restauriert wurde. In den nächsten Monaten wird sie mit modernster Technik das Altarretabel auch in der Tiefe untersuchen. Erst wenn sie die verschiedenen Schichten, die verwendeten Farben und das Schadensbild genau kennt, kann Nora Möller ein Konzept zur Restaurierung entwickeln.
Dabei kann sie auf die Unterstützung der städtischen Denkmalpflege zählen. "Das Restaurierungskonzept wird uns wichtige Informationen für den weiteren Umgang mit dem Altar liefern", freut sich deren Leiterin Marlies Voss schon auf das Ergebnis.
Damit sich all der Aufwand auch lohnt, untersucht Nora Möller nicht nur die Schauwand, sondern auch das Raumklima. Sollte sich die Ursachenvermutung bestätigen, besteht auch hier Verbesserungsbedarf.
Wer nun neugierig geworden ist, was sich denn hinter dem Gerüst in der Dominikanerkirche tut, sollte den 9. September im Kalender notieren. Am Tag des offenen Denkmals, der unter dem Motto "Holz" steht, wird Nora Möller gemeinsam mit Sigrid Karliczek bei Führungen (14.30 und 15.30 Uhr) anschaulich von ihrer spannenden Arbeit erzählen. Noch mehr Informationen und ein Markt mit Holzfachleuten vor der Kirche ergänzen das Angebot.
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Dem kritischen Auge der Fachfrauen entgeht nichts: Marlies Voss, Nora Möller und Anke Dreyer (v. l.) wollen den Verfall des letzten noch erhaltenen Barock-Altarretabels im Raum Münster stoppen. Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
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